Vergangenes Wochenende fand im Tanzbrunnen Köln das 10. Amphi Festival statt: Hier folgt der zweite und letzte Tag vom zweitägigen Festival.

Kleine geile Nonne

Unzucht

Unzucht

Wo ich an diesem zweiten Tag eigentlich pünktlich für Unzucht da sein wollte, verspätete ich mich doch ziemlich. So sehr, dass ich nur noch die letzten drei oder vier Titel von Unzucht mitbekam. @LunaViolett hatte mir mal gesagt, dass Unzucht live gut sein soll und sie fragte mich auch einmal, ob ich mit auf ein Konzert von Unzucht kommen wollte, aber dazu war es nie gekommen.

Obwohl ich also nur das Ende ihres Auftritts mitbekam, war ich positiv überrascht! Witzig fand ich dann auch, dass während des Titels Kleine geile Nonne tatsächlich jemand vom Publikum im Nonnengewand aus der Masse hervorstach, wie man auf dem Bild erkennen kann. Umso mehr ärgerte es mich, dass ich erst so spät ankam. Der einzige Trost ist, dass ich sie auf der diesjährigen Eisheiligen Nacht dann auch in kompletter Act-Länge – wenn auch nur als Vorband – erleben kann.

Nun traf ich auch auf @der_Karl und @Kopfkind_, welche zuvor irgendwo in der Masse vor der Main Stage gestanden hatten und somit unerreichbar gewesen waren. Mein Clashfinder zeigte nun ohnehin Leere an und so folgte ich @der_Karl einfach wieder zur Main Stage, für den nächsten Act, nachdem man der Dehydration entgegen gewirkt hatte und @der_Karl seine Bekannten traf, die mir irgendwie aber auch bekannt vorkamen von früheren Events. Wie klein die schwarze Welt doch zu sein scheint…

Takes me one step closer to the edge…

Solar Fake

Solar Fake

Dort stand dann Solar Fake auf der Bühne, eine Band von Sven Friedrich, die ich aber nun nicht so kannte. Den Auftritt fand ich ganz in Ordnung, wenn auch ich eben nichts kannte. Was ich aber unmittelbar bemerkte, war das Cover von One Step Closer von Linkin Park. Wie erfrischend das doch war, diesen alten Klassiker von Linkin Park mal in einer neuen Version zu hören!

Nach dem Auftritt von Solar Fake zog es @der_Karl ins Staatenhaus für Klangstabil. Zuvor aber fand man noch die Trinkwasserversorgung in der Nähe des Staatenhauses, die sich allerdings trotz vier Wasserhähnen als Geduldsprobe herausstellte, da es nur eine kleine Zuleitung gab und sich das Wasser nur tröpfelnd in die Trinkflasche ergoss. Dies war also diese epische Trinkwasserstellte, von der mir @alsternerd am Vortrag berichtet hatte. Nebenbei konnte man auf dieser Wiese Leute erhaschen, die trotz Sonnenbrand in der ächzend heißen Sonne lagen.

Im Staatenhaus angekommen, blieb man allerdings in der Vorhalle und wartete auf den verschwundenen @Kopfkind_. Allerdings konnte man jetzt schon deutlich hören, dass der Sound – genauso wie am Vortag – wieder schlecht war. In dieser Vorhalle war es sogar nicht ganz so unangenehm und umso weiter man Richtung Bühne gegangen wäre, umso unerträglicher wäre es wohl wieder geworden. Nebenbei konnte man noch ein Poster erhaschen, dass Samsas Traum im Frühling 2015 wieder auf Tour sein würde. Die Freude des Hinsetzens vor einen der dort aufgestellten Bauzäune hielt dann auch nur für einen Augenblick, da es dort gut versteckte Serviceingänge für die Mitarbeiter gab.

Ding Boy

The Exploding Boy

The Exploding Boy

Die Zeit verging und irgendwann war dann auch @Kopfkind_ wieder da und wieder weg, während @der_Karl und ich uns dann den Anfang von The Exploding Boy anschauten. Diese Band kannte ich bisher auch nicht. Was die Band da spielte, klang anders als das, was man sonst so gewöhnt war: Da waren Indie-Elemente mit in der Musik, was nicht schlecht sein muss, aber da muss man sich wohl erst mal reinhören. Während des Anfangs ihres Auftritts krachte dann auch ihr Bühnenbanner runter, der anscheinend nicht gut genug befestigt war. Ding Boy! Man hatte aber nur den Anfang gesehen, da @der_Karl nun wieder zur Main Stage wollte. Diese ständigen Überschneidungen.

Auf der Main Stange stand dann die Band Mesh. Ich erlebte den Auftritt aber vielmehr passiv: Persönlich traf die Musik der Band nicht so meinen Geschmack. Mittlerweile konnte ich @der_Karl dann auch überzeugen, Rotersand sausen zu lassen und dafür sich auf den Weg zum Theater zu machen, noch bevor Mesh endete. Zwar hätte ich Rotersand auch nicht so uninteressant gefunden, aber der nächste Act hatte eindeutig Präferenz.

Wir waren so früh im Theater, dass sogar noch der Act davor – Corde Oblique – auf der Bühne stand. Direkt beim Hereinkommen mit den Tönen einer Geige verzaubert werden, war dies allerdings schon das Ende ihres Auftritts. Ich wusste bis dahin gar nichts von der Band; auch nicht, dass es eine neoklassische Band gewesen wäre, die vielleicht gar nicht so uninteressant gewesen wäre. Zumindest bekamen wir nun – im Gegensatz zum gestrigen Tag zu Janus – je einen Sitzplatz, und das im vorderen Teil des Theaters.

Die markant rothaarige Sängerin

Persephone

Persephone

Als nächstes trat Persephone auf: Ein Nebenprojekt von Sonja Kraushofer von L’Âme Immortelle; und gleichzeitig eine Band, die ich mir seit einer gefühlten Ewigkeit schon mal anhören wollte, aber nie dazu kam. Im Gegensatz zu L’Âme Immortelle und den elektronischen Klängen, ist Persephone der Neoklassik zuzuordnen. Irgendwie erzeugten Bühnenumbau und Soundcheck schon ein wenig Spannung, da es sich um ein akustisches Set handelte und sich demnach einige Instrumente auf der Bühne tummelten: Piano, Kontrabass, Cello, Violine / Nyckelharpa, nochmals Cello und Perkussion (Trommeln). Da stand zwar noch ein Schlagzeug, aber irgendwie schien man es einfach nicht abzubauen: Es würde auch tatsächlich nicht benutzt werden.

Erst, nachdem die übrigen Live-Musiker einen ganzen akustischen Titel spielten, trat schließlich die markant rothaarige Sängerin Sonja Kraushofer, in einem schwarzen Kleid, auf die Bühne. Man merkte, dass in den englischen Titel dieser Band eine gewisse Schwere steckte. Sonja selbst stand auch nicht immer an einer Stelle, sondern untermalte die Titel auch schauspielerisch passend zu den Titeln. Dabei schien es so, als wäre sie jedes Mal in eine neue Rolle gesprungen. @der_Karl hatte das aber bereits in weniger als 140 Zeichen schon gut zusammengefasst:

Der Auftritt von Persephone war definitiv ein Highlight für mich. Für andere aber dann anscheinend nicht, denn als Persephone sich dafür bedankte, überziehen zu dürfen, hörte ich im Publikum, wie jemand sagte: »Runter von der Bühne!«, denn als nächstes wäre wieder Janus aufgetreten, weswegen sich das Theater nun auch ordentlich gefüllt hatte. Interessant fand ich auch, dass das Publikum immer wieder anfing zu klatschen, als Sonja zwar ihre Stimme versiegen ließ, aber weiter performte. Noch nie Klassik-Konzerte gesehen? Wie auch immer: In Persephone muss ich mich endlich mal reinhören…

Persephone

Persephone

In der Helligkeit zurück, stellte man fest, dass es vielleicht ganz gut war, dass man bereits am gestrigen Tag Janus anschaute, denn die jetzige Schlage war ziemlich lang… Wieder dann mit @Kopfkind_ zusammen gefunden, ging man nochmals auf Nahrungssuche und genehmigte sich ein Eis, während Apoptygma Berzerk auf der Main Stage standen. Zuvor hatte ich nur ein oder zwei Lieder von Apoptygma Bezerk mal gehört, aber fand das schon interessant. Lieber hätte ich zwar den Auftritt dediziert vor der Main Stage verfolgt, aber dorthin alleine quetschen und Komfort missen – nachdem man dann mal einen Sitzplatz gefunden hatte –, das wollte ich dann auch nicht mehr. Ein Titel, der dann sofort hängen blieb, war das Cover Major Tom – was für ein böser Ohrwurm!

Nach Apoptygma Bezerk begaben wir uns dann mal so langsam zur Main Stage für den heutigen Headliner: Eisbrecher. Eisbrecher gehörte tatsächlich noch zu meiner kleinen last.fm-Liste von Künstlern, die ich endlich mal live sehen wollte, nachdem die Liste über die Zeit immer kleiner und kleiner wurde. Obwohl wir erst nicht so weit von der Bühne entfernt standen, verschlug es @der_Karl dann doch hinter die Technik.

Herzlich Willkommen im Nichts!

Eisbrecher

Eisbrecher

Mit Kein Mitlied und Willkommen im Nichts legten Eisbrecher dann los. Wie gut das doch mal wieder tat, Lieder zu hören, dessen Text man gut kennt! Generell bestand das Set dann aus einem gleichmäßigen Schnitt von Titeln aller Alben: Etwas, was ich mir öfters wünschen würde, wo die meisten Bands auch während Festivals ihreren neueren Werken Präferenz geben. Amok wurde dann teils auf Playback gespielt, neben Alexx’ Stimme und dem Spielen von Trommeln aller anderen Bandmitglieder. Bei Eiszeit und Leider konnte man immer wieder deutlich den Gesang des Publikums vernehmen! Während Schwarze Witwe begab sich Alexx dann auch ins Publikum – war also für uns dort hinten unsichtbar – und ließ beim entsprechenden Part eine Besucherin ins Mikrofon singen, die vermutlich dann aber fix Lampenfieber bekam. Bei Vergissmeinnicht rockte dann Alexx das Lied mit einer Polarbären-Statue, was zwar etwas kurios rüber kam, aber der Stimmung keinen Abbruch tat. Zu This is Deutsch legte Alexx dann sogar noch ein wenig bayrische Tracht an. Obwohl gar nicht zu Eisbrecher passend, wurden neben der Main Stage immer wieder große Flammenwerfer befeuert. Und obwohl wir so weit hinten standen, waren diese selbst dort noch deutlich spürbar und man griff immer wieder zum Fächer.

Verrückt live war dann auch eine ziemlich geile Nummer. Am Ende folgte dann noch Miststück – offiziell als Cover von Megaherz. Obwohl Alexx dann das Lied beendete, sang das Publikum den Refrain einfach weiter. Alexx fing dann noch mal an und machte eine kurze Speed-Nummer aus Miststück: Auch mal was Neues! Aber danach kam dann schon der Abschied und viel länger hätten Eisbrecher auch gar nicht spielen dürfen, da um 22 Uhr Schluss war. Neue Auflage der Stadt Köln? Letztes Jahr gingen die Auftritte auf der Main Stage noch bis 23 Uhr!

Nach dem Ende des Auftritts begann schon das große Wandern des schwarzen Volks. Zwar spielte nun im Staatenhaus noch Lacrimosa, aber für die meisten schien Eisbrecher dann doch der letzte Auftritt des diesjährigen Amphi Festivals gewesen zu sein, so wie auch für mich. @der_Karl stieß dann nun noch auf Bekannte und wir konnten @Kopfkind_ davon abhalten, sich WhatsApp runterzuladen, sondern gleich Threema zu benutzen. Genauso wie eine weitere Person auf Threema zu migrieren. Es lebe die sichere Kommunikation! Und nach einem gedrängelten Abschied machte ich mich dann auch fix auf den Weg nach Hause…

Fazit

Insgesamt hat mir das Amphi Festival letztes Jahr besser gefallen, aufgrund der Acts. Besonders gut haben mir die Auftritte von Lord of the Lost, Janus, Persephone und Eisbrecher gefallen. Gerne hätte ich mehr von Unzucht und Nachtmahr gesehen. Die Auswahl an Mittelalter war – mit nur Corvus Corax – auch äußerst dürftig und auf der Händlermeile konnte ich auch keinen wirklichen Mittelalterstand ausmachen. Die kostenlosen Parkplätze, sowie die bessere Trinkwasserversorgung – im Gegensatz zum letzten Jahr –, sind wiederum schon lobenswert. Wie wohl das Line-up vom 11. Amphi Festival 2015 aussehen wird? Zwar hatte ich die Umfrage ausgefüllt und fünf Bands angegeben, aber das Amphi Festival ist ja kein Wunschkonzert.

Nun habe ich hier sogar ein Jubiläum: Mit meinem ersten Festival letztes Jahr – dem Amphi Festival 2013 – fing ich an, über jedes besuchte Festival und jedes besuchte Konzert Blog-Einträge zu schreiben. Und nun sind so schon 18 Artikel entstanden… Ich bin gespannt, ob ich dieses Schreiben irgendwann wieder aufgebe, aber der Besuch von Festivals und Konzerten wird sicherlich nicht enden.