Amphi Festival 2013 – Sonntag
Vergangenes Wochenende fand im Tanzbrunnen in Köln das 9. Amphi Festival statt. Dies hier ist nun der zweite Teil. Den Samstag kann man hier finden.
Auch an diesem noch mehr kuschlig-warmen Tag ließ ich es ruhig angehen und übersprang in der Zeitleiste die ersten beiden Acts. Davor hatte ich wiederholt meinen Nachbarn und dem Rentnervolk im Bus ihr Weltbild verdreht mit dem Tragen eines Herrenrocks. Als ich am Tanzbrunnen ankam, wartete sogar @der_Karl auf mich! Welcher sich dieses Mal auch in einen Herrenrock gekleidet hatte, da das ständige Luftumwälzen angenehmer ist als eine kurze Hose.
Der erste Act des Tages war dann für mich The Beauty of Gemina auf der Main Stage; eine Band, von der ich vorher nie gehört hatte. Sie bedienten gleich mehrere Musikstile, würde ich sagen; allerdings keinesfalls schlecht! Manche Lieder klangen gar wundervoll episch und mich hatten sie mit ihrem Auftritt auf jeden Fall beeindruckt. Außerdem hatte der Sänger mit seinem Auftreten auch gewissen Stil. Damit war dann auch sogleich Stimmung da für den weiteren Tagesverlauf.
@der_Karl verschlug es dann zum Merch-Stand, denn er wollte unbedingt ein Ceremonies-T-Shirt von Fields of the Nephilim haben, dem Headliner des Tages. Während er seine Bekanntschaften ausbauten, verschlug es mich erst einmal zum Trinkwasserstand, denn glücklicherweise behielt ich eine Pfandflasche, die ich zuvor gekauft hatte. Wieder zurück, baute er seine Bekanntschaften weiter aus und es verschlug mich in die Nähe in den Schatten. Mittlerweile fing dann auch Icon of Coil auf der Main Stage an, welche @der_Karl auch unbedingt sehen wollte. Und so war er, nachdem ich ihn mal kurz aus den Augen verlor, verschwunden.
Von dieser Erhöhung aus konnte ich ihn allerdings nach etwa einer Minute in der Menge der Main Stage ausmachen. Darauf folgte von ihm dann die Benutzung der Meme Over 9000 in Bezug auf Adleraugen. Ich gestellte mich dann noch kurz zu ihm, bekam aber nicht viel von dem Auftritt mit. Denn kurze Zeit später eilte ich alleine durch die Menge ins Staatenhaus, da dort bald ein Act beginnen würde, den ich unbedingt sehen wollte. Als nächstes trat dort nämlich Faun auf.
Im Staatenhaus war es wirklich kuschlig. Und damit meine ich nicht unbedingt die Menge des Publikums vor der Bühne, sondern die enorme Wärme. Immerhin kam ich näher an die Bühne als bei anderen Acts am vorherigen Tag. Gerne wäre ich allerdings noch näher an die Bühne gerückt, denn in dem Teil des Publikums, in dem ich stand, herrschte nicht so die Stimmung. Die mangelnde Stimmung um mich herum tat jedenfalls keinen Abbruch daran, dass ich dennoch tanzte und das eigentlich die ganze Zeit. Und das bei der Wärme dort! Was verheißen mag, dass mir der Auftritt von Faun wirklich gut gefiel.
Irgendwann gesellte sich dann auch @der_Karl zu mir, der mit meiner Positionsbeschreibung anhand der Säulen im Staatenhaus etwas anfangen konnte. Vom praktischen Nutzen her borgte ich mir ab dann immer mal wieder seinen Fächer. Allerdings störte die Bühnenbeleuchtung in so weit, dass man kaum mal die Gesichter der Musiker gesehen hatte. Nach dem Auftritt bereute ich es dann auch, dass ich bis dato so wenig von Faun gehört hatte.
Ursprünglich wollte ich direkt nach dem Auftritt von Faun zum Auftritt der Letzten Instanz, auf der Main Stage. Diese Band ist immerhin einer meiner meistgehörten Bands. Nach einem kurzen Gespräch mit @der_Karl ließ verwarf ich aber diese Idee dann und die Band habe ich ja auch schon mehr als einmal live gesehen. Wir blieben im Staatenhaus und der freundliche Herr gab mir wider Willen einen Met aus, wodurch nun wieder jemand seinen Platz auf meiner imaginären Schenkungsliste fand. Als nächstes würde im Staatehaus dann Umbra et Imago auftreten und die wollte ich auch mal etwas anschauen. Ursprünglich wollte ich nach dem Auftritt der Letzten Instanz zum Ende dieses Acts hetzen, aber das erübrigte sich dann ja.
Wir genossen unseren kühlen Met allerdings viel zu lange, denn in der Zwischenzeit wurde das Staatenhaus voll. Und zwar richtig voll. In @der_Karl quellte noch die Hoffnung auf, dass man vielleicht weit nach vorne kommen könnte, da er dort anscheinend einen Bekannten hatte. Allerdings war es nicht einmal möglich, ansatzweise nur in die Nähe der Bühne zu kommen und so standen wir weit hinten, womit wir, visuell gesehen, nur noch ein Miniaturschauspiel zu sehen bekommen würden.
Mozart, der Sänger von Umbra et Imago, begrüßte das Publikum sogleich mit den Worten: »Na, habters schön warm?« Vermutlich fanden die Musiker diese Temperatur im Staatenhaus auch nicht angenehm. Allerdings blieben wir nicht lange, begünstigt durch Überschneidung und der Erfahrung der Schlange des gestrigen Tages vor dem Theater. Ich verließ das Staatenhaus mit dem Gedanken, dass ich wieder eine Band mit guter Musik bisher unterschlagen hatte. Interessanterweise hieß es auch, dass der Auftritt erst ab 16 sei. Es gab keine Kontrolle und das einzige, was das rechtfertigen könnte, war, dass auf der Bühne Brüste gezeigt wurden.
Begünstigt durch die eben genannte schlechte Erfahrung vor dem Theater, stellte sich @der_Karl schon einmal dort an und ich stellte mich daneben an für den Trinkwasserspender. Allerdings gesellte sich @der_Karl kurze Zeit später zu mir, da er ansonsten schon längst im Theater gewesen wäre. Man, ging das dieses Mal flott mit dem Einlass! Der nächste Act im Theater würde Rosa Crux sein. Ich persönlich hatte von der Band noch nie zuvor gehört und @der_Karl sagte im Voraus, er wolle sie gerne sehen, weil man sie kaum live sehen könnte.
Nachdem man also mal wieder eine genervte Frau mit ihrem Zählgerät passierte, eröffnete sich das Theater als bereits gut gefüllt. Und da war er wieder, der Egoismus: Überall sah man einzelne freie Sitzplätze, aber zwei Sitzplätze nebeneinander? Glücklicherweise fanden wir dann doch noch Sitzplätze. Und die Bühne sah interessant aus: Rechts ein großes automatisiertes Schlagzeug auf drei Ebenen und links, neben einem unscheinbaren Piano, ein großes Glockenspiel. Etwas, was man auch nicht alle Tage sieht!
Zwar legte Rosa Crux pünktlich los, aber sie brachen noch im ersten Track ab mit den Worten »We’ve forgotten something«. Anscheinend hatten sie vergessen, ihr Glockenspiel anzustöpseln. Das Publikum konnte so auf der großen Leinwand ihr Drumprogramm erhaschen, die Setlist und wie einfach nichts geschah beim Klick auf »Start drum«. Die Panne dauerte dann gefühlt ewig, in Wirklichkeit aber nur so 10 Minuten.
Der Auftritt von Rosa Crux war beeindruckend. Neben dem automatisch-spielenden Schlagzeug, sah man auch immer mal wieder die Glocken schwingen, die der Pianist manuell bediente. Jedes Lied wurde visuell unterlegt auf der Leinwand; bei einem Lied lief dazu sogar ein kurzer Film. Dazu kam auch Performance von zwei Frauen, die beim zweiten Track die ganze Zeit riesige Fahnen mit dem Schriftzug der Band schwangen, was sicherlich ein guter Sport ist. Die selben beiden Frauen tauchten gegen Ende des Auftritts wieder auf für den Danse de la Terre (frz. Tanz der Erde), einen Tanz im Staub, die wohl bekannteste Performance von Rosa Crux, wie ich nachher lesen würde. Außerdem hat die Band alle ihre Lieder in Latein gesungen, was definitiv kaum eine Band von sich behaupten kann. Mein persönliches Manko war dann wohl, dass ich nie Latein gelernt hatte, da ich gerne den Text eines Liedes verstehe; aber generell ging es bei ihren Texten um Schmerz.
Nach dem Auftritt von Rosa Crux suchten @der_Karl und ich dann den Pizzastand auf. Da es natürlich Personen gibt, die beim Rückwärtsschritt nicht nach hinten schauen können, hatte ich prompt Fettflecken meiner Pizza auf meinem T-Shirt. Immerhin traf den Herrenrock nichts. Wir suchten uns dann mit viel Optimismus ein schattiges Plätzchen im Beach Club, denn sonnige Plätzchen gab es mehr als genug und meine am Morgen aufgetragene Sonnencreme wirkte sicher auch nicht mehr. Auf der Main Stage spielte währenddessen Oomph!, die man eh auf dem ganzen Festivalgelände hören konnte.
Unmittelbar, nachdem Oomph! fertig war, eilten wir zur Main Stage, denn wir wollten zu Fields of the Nephilim, dem heutigen Headliner, garantiert nicht so weit weg sein von der Main Stage sein, wie am Vortag zu VNV Nation. Im Gegensatz zu @der_Karl, der die Band noch nie live gesehen hatte, hatte ich sie bereits letztes Jahr in der Kufa in Krefeld live gesehen. Allerdings bauten dort die Tontechniker ziemlichen Mist. @der_Karl ist übrigens auch daran Schuld, dass ich diese tolle Band überhaupt kenne… Jedenfalls war dies nun auch vom ganzen Festival die beste Position, die ich vor einer Bühne bekommen konnte!
Wie immer bei Fields of the Nephilim, ging es dann mit viel Nebel los. Und wie immer, ließ sich der gute alte McCoy erst einmal gar nicht blicken, bis er später dann dazu kam und wieder einmal seine Brille trug, die er nach zwei oder drei Titeln ablegte.
Fields of the Nephilim machte gut Stimmung. Das konnte man auch bestens am Publikum, weit über den Bereich der Main Stage hinaus, erkennen. Und dieses Mal war auch die Tontechnik gut! Sie spielten überwiegend Titel von ihren neueren Alben. Kurzum war dies in etwa die Setlist ihrer Ceremonies-Tour, nur in der Reihenfolge vertauscht. Dass sie ihren wohl bekanntesten Titel Moonchild an den Anfang ihrer Setlist legten, steuerte bestimmt auch sehr zur Stimmung im Publikum bei. Die geplante Zugabe – denn bei den Fields gibt es keine Zugabe – und demnach der letzte Titel war dann Mourning Sun, ein Lied, welches ich auch sehr mag. Zu meinem Bedauern spielten sie wieder einmal nicht den Titel Requiem (Le Veilleur Silencieux), den ich zwar auch sehr mag, aber wohl nicht das kumulative Publikum und vermutlich fehlte ihnen dafür auch einfach ein Keyboarder. Und der Auftritt von den Fields war großartig!
Zwar war das Amphi-Festival dann noch nicht vorbei, aber für @der_Karl und mich dann schon. Er begleitete mich noch zum wunderschön-maroden Bahnhof Köln-Deutz, wo ich mit ihm auf meinen verspäteten Zug wartete. Und als der Zug dann endlich mal kam, trennten sich unsere Wege und für uns beide ging ein schönes Festival zu Ende. Mein erstes wirkliches Festival. Und daheim war ich dann froh auf eine Dusche und ein Bett…
Epilog
Von manchen Bands hätte ich gerne mehr gesehen, was leider durch die Überschneidungen nicht möglich war. Bei VNV Nation am Vortag ritt mich z.B. dann da meine schlechte Laune, früher nach Hause zu fahren, wo ich auch gerne mehr von der Band gesehen hätte. Meine persönlichen Highlights waren jedenfalls Tanzwut, Faun und Fields of the Nephilim. Die Auftritte von The Beauty of Gemina, Umbra et Imago und Rosa Crux fand ich persönlich auch sehr sehenswert bzw. hörenswert. Und Welle: Erdball hätte gerne mehr als einen Titel spielen können und momentan höre ich immer wieder Lieder von ihnen.
Als Erfahrung nahm ich dann mit, mir eine Umhängetasche besorgen zu wollen und auch einen Fächer. Den Fächer habe ich mir jedenfalls schon besorgt, was bei diesen momentan schwülen Temperaturen passt.
Außerdem habe ich erst gar nicht vor gehabt, hier darüber zu schreiben. Dementsprechend von schlechter Qualität zeugen meine eigenen Bilder, die ich in beiden Beiträgen eingebaut habe.
Mal sehen, was nächstes Jahr auf dem Amphi Festival spielt. Ich nahm noch an einer Umfrage teil, wo man unter anderem fünf Bands angeben konnte, die man nächstes Jahr sehen möchte. Natürlich gab ich dann beispielsweise meine Lieblingsband Subway to Sally an, denn ein Versuch schadet ja nicht und nach Wikipedia waren sie auch schon länger nicht mehr auf dem Amphi vertreten.
Danke an dieser Stelle noch an @der_Karl, ohne dessen Zusage ich mir gar kein Ticket gekauft hätte und mit dem ich auch überwiegend auf dem Festival unterwegs war. Es war toll, dich endlich mal real kennenzulernen!
In deinem „Epilog“ fasst du gut zusammen, wie es auch mir (wie immer nach dem Amphi) geht: Es bleibt das Gefühl, viel zu viel verpasst zu haben, dank zahlreicher Überschneidungen. Da wir ja den Sonntag im Großen und Ganzen gemeinsam verbracht haben, bleibt sonst nicht viel hinzuzufügen von meiner Seite. Allenfalls, dass es mir eine ebenso große Freude war, dich endlich persönlich kennenzulernen.