Lange ist es her, als man seine Tweets, die drei Nullen beinhalteten, Personen widmete und weitere Follower gewann über Follow Fridays. Nun haben diese wertvollen Tweets vier oder fünf Nullen und eigentlich wäre erst Tweet 100000 angebracht, diesem einen Artikel zu widmen, aber bei meiner geringen Anzahl an Tweets pro Monat könnte dies noch ein paar Jahre dauern.

Wofür Twitter?

Ich weiß gar nicht mehr, was mich im Sommer 2009 dazu trieb, mich bei Twitter anzumelden. Mir war der Sinn davon nicht klar: Wen interessiert das eigentlich und bekommt man irgendein Feedback? So bestanden die ersten drei Monate aus gerade einmal etwa 50 Tweets und so ziemlich keine Follower. Ein Blick ins Twitter-Archiv offenbarte, dass diese ersten Tweets sogar Smileys und andere typographische Unebenheiten beinhalteten, welch ein Nachtmahr!

Ein Schneeballeffekt setzte ein, aus einem Follower wurden mehrere und es kamen Followings dazu, man tauschte sich täglich aus, und es entstanden die ersten Twitter-Freundschaften. Ende 2009 änderte ich dann auch das erste und einzige Mal meinen Twitter-Namen auf @Canidas. Ein Name, den ich mir eigentlich primär aus dem lateinischen Wort candidus (schneeweiß) zusammenwürfelte und fortan überall verwendete, sofern nicht tatsächlich der Name Den benutzbar war, was natürlich auch nie der Fall war. Und so langsam erschloss sich mir ein Sinn von Twitter, der wohl ähnlich der Frage nach dem Sinn des Lebens war: Tolle Personen kennenzulernen, die viel zu weit weg wohnen.

Von November 2009 bis Dezember 2009 von plötzlich 29 auf 935 Tweets im Monat, blieb diese Zahl im Jahr 2010 immer auf etwa 1000 pro Monat. Und im Dezember 2010 hatte ich dann auch meinen Rekord: 3103 Tweets in einem Monat! Heutzutage vollkommen undenkbar. Und die kleinen Twitter-Treffen hier und da, die fanden dann an weit entfernten und demnach unerreichbaren Orten statt.

Andenken an #twoeln und #twessen

Andenken an #twoeln und #twessen

Aber dann zeichneten sich Planungen für das erste größere Twittertreffen ab und das in Köln, also quasi nebenan! #twoeln sollte es heißen und durch einen Sponsor wurde dies dann auch möglich. So fand am 12.03.2011 das zu der Zeit größte deutsche Twittertreffen statt und ich konnte endlich einen Teil meiner Followings real kennenlernen. So traf ich unter anderem (endlich) @Teddue, @Yvonne0407, @Sunny_93, @berlincore, @spreiselbeerle und viele mehr. Irgendjemand ließ bei #twoeln auch den Satz fallen, dass der Wolf doch nun auch (endlich) ein Gesicht bekommen hätte, da ich nie ein reales Bild von mir als Avatar hatte, was wohl auch niemals passieren wird. Auch bei #twessen am 24.09.2011 war ich dabei, was #twoeln als größtes Twittertreffen ablöste, aber dies war dann mein letztes großes Twittertreffen.

Die Zahl meiner monatlichen Tweets sank weiter und weiter. Auch die solange gewünschte Anschaffung eines richtigen Smartphones – einem iPhone – Ende 2011 endete daran nicht viel, aber zu der Zeit fand ich meinen Weg ins Berufsleben und war demnach kein Schüler mehr, mit der entsprechenden Freizeit. Unterwegs griff ich dann auch noch lieber zum Buch als zum Smartphone. Auch noch für den nächsten Satz muss ich @Gedankenmel, @derpedde, @Tariaswen und @alsternerd nennen: Wenn auch wir – die vorhin und nun genannten Personen – heutzutage gegebenenfalls nicht mehr zu viel zu tun haben wie früher, so danke ich euch doch für die tolle Zeit, die wir miteinander auf Twitter haben und hatten.

Im Frühjahr 2012 folgte ich dann @The_Fury_Pirat und @tweetkiba. Oh, was zog das doch nach sich, erkannte ich doch zuerst nicht, welch wertvolle Freundschaften daraus doch entstehen würden. Unter anderem sorgten beide dafür, dass ich Schüchternheit abbaute und mehr Selbstbewusstsein erlangte. So gewann ich für mich sehr wertvolle Attribute, welche – salopp gesagt – die Lebensqualität steigerten. Könnte ich doch hier weiterschreiben, möchte ich den Absatz kurz halten und hoffen, dass wir auch in Zukunft Freunde bleiben werden.

Fernab der Loblieder

Und obwohl ich in den vorherigen Absätzen quasi Loblieder für Twitter sang, so zeigte sich auch einmal ein Abgrund: Der tödliche Suizidversuch von @hyp3rfux. Nie zuvor hatte ich solch eine Heuchelei auf Twitter erlebt: Leute, die nur darauf warteten, die richtige Adresse von jemanden von irgendwem bestätigt zu bekommen, in der Absicht, seine Wohnungstür eintreten zu wollen, denn es wäre ja alles nicht wahr und sein last.fm-Account scrobbelte weiter; allerdings war er nicht mehr dort, Zuhause, gewesen.

Und dann gab es da die mutige @Grete_o_Grete, die den Hinweisen auf Twitter folgte und die Person war, die tatsächlich die Polizei alarmierte, aber dann als Sprachrohr für eine riesige Menge aufgebrachter Intriganten dienen musste; und dabei kannte sie ihn nicht einmal. Ob es jemand anders getan hätte, mit dem Wissen des richtigen Orts, Bahnhof Berlin Westkreuz? Und @der_Karl, Fux’ guter oder gar bester Freund, der unter Schock gelähmt nichts mehr ausrichten konnte. Und ich, der an diesem schicksalhaften Sonntag, den 2.9.2012, nicht auf Twitter unterwegs war und erst einen Tag später von all dem erfuhr, mit der bangenden Hoffnung, Fux würde das überstehen.

Ich danke euch beiden, dass wir die Zeit zusammen durchstehen konnten, vorbei an den ganzen Heuchlern, fernab von Twitter, wenn auch nur digital. Ich danke dir, @Grete_o_Grete bzw. A., für deine Aufopferung und deinen Artikel, sowie die Konversation mit dir. Und ich danke dir, @der_Karl, ebenso für deinen Artikel und die Freundschaft, die mittlerweile zwischen uns entstanden ist, wenn auch ausgelöst durch dieses Ereignis.

Fux, wir haben uns in der – leider – kurzen Zeit, seit dem wir uns kannten, gut verstanden und ich hätte dich gerne mehr kennengelernt. Du hast deinen Weg gewählt und ich hoffe, dass du deinen Frieden gefunden hast. Du wirst nicht vergessen.

Zurück ins Licht

Es wäre falsch gewesen, den vorherigen Abschnitt auszulassen; und es wäre ebenso falsch gewesen, diesem Abschnitt zu wenig Worte zu widmen. Viel, viel mehr könnte ich darüber schreiben, aber dies ist eigentlich nicht Hauptbestandteil dieses Artikels. Diesen entsprechenden Artikel gab es nie von mir und vielleicht ist dies, im Nachhinein betrachtet, die falsche Entscheidung gewesen.

Ursprünglich wollte ich dazu übergehen, Personen eigene Absätze zu widmen, mit eigenen Worten, aber dies hätte mich wohl nie zufrieden gestellt. Immerhin habe ich mehr als die Hälfte meiner Followings schon mindestens einmal real getroffen. Twitter, eigentlich eher bekannt als Mittel, schnell kompakte Meldungen von Medien und dergleichen empfangen zu können, erhielt also den viel stärkeren Zusatz, darüber Leute kennenzulernen zu können, und mit diesen immer wieder in Kontakt bleiben zu können. Alltagskram von ihnen zu erfahren, der in einer Chatkonversation gar nicht erwähnt werden könnte. Und selbst, wenn es weder Replys, Faves noch Retweets auf einen Tweet gibt, so weiß ich, dass es jemand gelesen hat und man auch vielleicht darauf im Alltag angesprochen werden könnte. Das musste ich lange lernen und das scheinen manche nie zu lernen. So definiere ich mir meinen ganz eigenen Sinn von Twitter.

Ich danke all den Personen, die Twitter zu dem persönlichen Erlebnis machen, welches ich nicht missen möchte. Gewiss gilt dies auch den Personen, die ich nun nicht explizit erwähnte, und dies ist auch kein Bemessungsgrad der Wertschätzung und Freundschaft.

Twitter. Dort, wo ich meine Freizeit investiere. Dort, wo ich immer wieder bestmöglich mit Worten spielen kann, um möglichst viel in 140 Zeichen zu quetschen, aber dennoch korrekte Orthographie und Typographie wahre. Dort, wo man immer wieder neue Menschen und Furrys kennenlernen kann. Dort, wo man Smalltalk, wie auch Streitgespräche, führt. Dort, wo man demnach in Kontakt bleiben kann. Dort, wo Entfernung immer wieder ein Arschloch sein wird. Ihr macht Twitter zu dem, was mein Twitter ist.

Auf zum 100000. Tweet. Falls ich dies schaffen sollte, Twitter dann noch cool ist, und was da sonst noch für Faktoren mitspielen könnten.