Amphi Festival 2015 – Sonntag
Mit dem zweiten Tag vom 11. Amphi Festival folgte dann auch schon der letzte Tag. An diesem Tag wirkte es dann auch wie ein Festival…
Die lachende Sonne
Kaum öffnete ich am frühen Morgen die Tür, lächelte einem die grelle Morgensonne entgegen. Ich rannte noch einmal rein und holte meine Sonnenmilch, die ich am Vortag gar nicht mitnahm. Um halb elf war das Parkhaus auch noch nicht sehr voll, dieses Mal stand ich auf der fast noch leeren Ebene 7 und eilte in die Arena, denn zu der Zeit stand ein Act auf der Bühne, welcher nach der ursprünglichen Planung gar nicht laufen sollte. Draußen war zwar nun auch alles geöffnet, aber das war erst einmal nicht von Interesse.
Die Band [:SITD:], welche schon abends am Vortag spielen sollte, bekam nun tatsächlich noch Spielzeit, allerdings früh morgens und gerade einmal noch 40 Minuten anstatt der ursprünglichen 55 Minuten. Als ich die Arena betrat, standen [:SITD:] bereits auf der Bühne und die Arena war schon gut gefüllt: Der ganze Innenraum unten war voll und das schwarze Volk tanzte bereits.Bisher kannte ich [:SITD:] nur von Remixes, daher tauchte ich auch an dem Tag schon früh auf. Abgesehen von der Stimmung, die sie da schon am frühen Morgen auslösten, schien die Akustik nun auch besser zu sein und insgesamt wirkte die Band eigentlich ganz interessant.
Die nächste Amtshandlung war dann der Weg zum Merchandise-Stand, wo ich dann erst einmal minutenlang warten musste, da jemand an extremen Entscheidungsschwierigkeiten zu leiden schien. Ich bekam dann tatsächlich das Raben-T-Shirt und es hieß, dass das auch schon wieder ausgehe. Von den paar Festival-T-Shirts, die ich bis dahin hatte, gefiel mir das tatsächlich am besten. Kurz zum Auto, zog ich mir dieses dann auch wenig später an – noch nie hatte ich ein T-Shirt direkt nach dem Kaufen angezogen, aber das T-Shirt vom Amphi 2014 war mir dann doch zu doof bei einer vorhandenen, neueren Version.
Nach dem Aufeinandertreffen von @der_Karl, @Bongotrommel und anderen bekannten Gesichtern, ging es dann auf die Wiese zur Green Stage. Dort offenbarte sich dann die Mittagssonne und es war eine gute Idee gewesen, noch die Sonnenmilch mitzunehmen, welche ich nun gebrauchte und sogleich weiterreichte. Auf den Außenbühnen durfte nach Kölner Bestimmung erst ab 12 Uhr gespielt werden, sodass um 12 Uhr dann der erste Act dort begann: Diorama. Die Band sah ich zwar schon einmal auf dem Blackfield Festival live, aber mir sagte die Musik nicht zu. Ich sah sie mir zwar etwa 20 Minuten an, trennte mich aber dann von der Gruppe und begab mich alleine wieder in die Arena, für den dortig folgenden Act.
Schwarz, schwarz sind alle meine Kleider
Auf der Arena Stage standen nun Stahlmann, eine Neue Deutsche Härte-Band und durch die Abwesenheit von Wesselsky auch die einzige Band mit diesem Genre auf diesem Amphi Festival. Manche Titel von Stahlmann erinnerten schon stark an beispielsweise Eisbrecher, so legten Stahlmann mit Willkommen »Herzlich Willkommen in der Dunkelheit« los, welcher Titel doch schon Parallelen erkennen ließ. Die Texte der Titel hatten dabei bemerkbar viele Aufrufe an das Publikum bereits eingebaut, so beispielsweise die Texte der Titel Spring nicht (welch Inversion) und Tanzmaschine. Der Titel Schwarz hat einen bösen Ohrwurm-Faktor und wirkt zugleich als Hymne an die schwarze Szene. Mit Plasma spielten sie dann auch eine Premiere von ihrer erst am Vortag veröffentlichten Single.
Mein kurzes Einhören in die Titel von Stahlmann reichte immerhin schon dafür, dass ich die Setlist mitschreiben konnte. Während nach dem Auftritt manche Zungen behaupteten, sie klängen ja so ähnlich zu anderen Bands, dachte ich mir dazu, dass das vielleicht einfach zum Genre gehöre. Ich fand ihren Auftritt zumindest nicht so schlecht.
Nach dem Auftritt von Stahlmann schlenderte ich draußen herum und traf dann zufällig auf @lilyxgd, wo man am Morgen noch das Thema gehabt hatte, man begegne sich bei der Menschenmenge wohl eher nicht. Man trennte sich nach einer Konversation wieder und ich kaufte mir einen günstigen Flammkuchen für 7,50€, als ich in diesem Moment einen Fursuiter sah – der Tag und das Totschlagen von Zeit nahm in diesem Moment eine dramatische Wendung. Super, dass man also gerade diesen Flammkuchen kaufte, denn damit sollte man ihm nicht zu Nahe kommen.
Das Bier dem Fell so nahe
Ich sprach ihn trotzdem an, hielt dabei den Flammkuchen weit weg. Die anfängliche Konversation verlief dann in Deutsch, bis ich feststellte, dass Deutsch nicht seine Muttersprache war. Ich stellte dann fest, wie wundervoll mein Englisch eingerostet war. Er zog dann erst einmal weiter und während ich hastig aß, folgte ich ihm auf Distanz. Im weiteren Verlauf war ich dann Spotter für ihn und landete wohl auf unzähligen Fotos in den Momenten, wo ich mal mit ihm sprach. Faszinierend, wie gefährlich nahe ihm viele Leute mit ihren Bieren und ihrem Essen kamen und wie ich manche von denen ich dann auf rationales Denken hinweisen musste (Alkohol?), bevor ich sie passieren ließ, ein Bild mit ihm machen zu lassen. Dennoch muss man sagen, dass der Umgang in der schwarzen Szene äußerst freundlich ist, sonst wäre er auch nicht im Fursuit (ganz alleine) unterwegs gewesen. Bei jedem anderen Festival wäre so ein Fursuit dann wohl beschädigt.
Als er so langsam mit seinem Fursuiting zum Ende kam, riss ich mich dann noch dazu auf, doch mal ein Bild machen zu lassen, wo ich ihn nun die ganze Zeit begleitet hatte. Natürlich waren beide gemachten Bilder dann total überblendet. Ich folgte ihm noch ins Parkhaus, wo wir noch ein wenig miteinander redeten. Nach dem Einlass allerdings trennten wir uns, da er Das Ich sehen wollte. Wir tauschten zwar noch Kontaktdaten aus, aber irgendwie ahnte ich schon, dass es da noch Probleme aufkämen. Zufällig in dem Moment stand dann @der_Karl neben mir – welch ein Timing.
Der Schatten, der die rothaarige Sängerin verfolgte
Eigentlich wollte er sich Darkhaus angucken, – die anscheinend mittlerweile ziemlich pulsierten – aber da gab es wohl zur Green Stage kein Durchkommen. Nachdem ich ihn dazu trieb, sich schnell für etwas Essbaren zu entscheiden, bekam ich ihn doch dazu, mir zu Sonja Kraushofer zu folgen, die zu dieser Zeit bereits auf der Bühne stand, inklusive akustischem Set, bestehend aus Piano, Cello und Violine.
Beim Ankommen ertönte eine akustische Version von Fallen Angel (L’Âme Immortelle), allerdings bestand das Set generell aus einer Mischung aus Titeln ihrer Projekte: L’Âme Immortelle, Persephone, Coma Divine sowie unveröffentlichte Titel. Natürlich durfte auch Sonjas Aufmachung und ihr Schauspielern – passend zu den Titeln – nicht fehlen. Dabei begleitete sie immer wieder ein Schatten, eine Person, die ihr bei manchen Titeln immer näher kam und zum Ende mancher Titel auch Essays erzählte.
Zwar folgte gegen Ende noch eine akustische Version von 5 Jahre, allerdings hatte ich den Eindruck, wieder einmal eine komplett neue Band zu sehen. Die Setlist beinhaltete auch ein Cover von Mad World. Verwirrend, dass dies nun mehrere Formate auf einmal waren, die man nicht als eine Band beschreiben kann.
Während des Auftritts hatte ich nebenbei das Vergnügen, von einer Wespe genervt zu werden. Dabei half es auch nicht, drei Mal aus der Menschenmenge rauszurennen, denn das Vieh folgte sogar. Nervend vor allem, weil das Vieh einem am Hals immer näher kam und sich auch einmal nicht sichtbar unter dem Kinn landete. Womöglich lag es an der zuvor getrunkenen Cola, denn nach dem Auftragen von Desinfektionsgel auf die Lippen – auf was für Ideen man doch kommt – war tatsächlich dann Ruhe.
Das Urgestein einer Genre
Nach dem Auftritt von Sonja Kraushofer ging es weiter zur Green Stage, wo nun Qntal spielten. Qntal war der einzige Act, der auf diesem Amphi Festival etwas mit Mittelalter zu tun hatte. Anscheinend schien es normal zu sein, dass es nur einen solchen Slot gäbe. Die Musik von Qntal – die Mischung aus Mittelalter und Elektro – lud dabei sehr zum Entspannen ein. Vielleicht wäre es sogar noch entspannender gewesen, wenn man sich auf die Wiese gesetzt hätte, aber dann hätte man eben auch nichts mehr von Qntal gesehen.
Früher, als ich fast ausschließlich Folk (Rock) und Mittelalter-Musik hörte, und so langsam (schwarze) elektronische Musik dazu kam, fragte ich mich immer, warum es nicht einfach eine Kombination aus beidem gäbe. Ein paar wenige Bands gibt es da tatsächlich, aber Qntal ist dort zumindest das Urgestein. Schade, dass man die Texte nicht so versteht, sofern man sich nicht mit alten Sprachen beschäftigt hat, aber vielleicht trägt auch dies zur Entspannung bei.
Nach dem Auftritt von Qntal schlug man Zeit tot. Zwar begab sich @der_Karl zu Zeraphine, allerdings war auch dort die Akustik nicht berauscht und er kam irgendwann wieder. Man begab sich dann später für den nächsten Act in die Arena, wo durch die vorherige Wärme, das lange Stehen und die nun vorhandene Dunkelheit erst einmal schön der Kreislauf runterfuhr.
Die fliegenden Trommeln
Bei Combichrist konnte man dann beobachten, wie regelmäßig Drumsticks und die Stand-Toms des Schlagzeugs durch die Luft flogen. Hinter dem Schlagzeug stand sogar ständig ein Bühnenhelfer, der nur darauf wartete, mit Angst die Trommeln wieder aufzustellen. Manchmal wurde er aber auch einfach von Drumsticks getroffen. Aber laut @der_Karl sei das bei Combichrist vollkommen normal.
Die Lichttechniker schienen sich dabei ziemlich mit der Halle auszutoben, man konnte ein ziemliches Lichterschauspiel beobachten. Viel wichtiger war aber, dass sie dem Publikum ordentlich einheizten, denn der Innenraum war voll und im hinteren Teil wurde nur getanzt.
Nach dem Auftritt von Combichrist ging es dann auch mal in der Lanxess Arena ganz nach oben. Eigentlich wäre mein Ziel der Oberrang 2 gewesen, aber es war fragwürdig, ob der wirklich offen war, denn bei der nächstbesten Treppe war die Treppe mit Bändern gesperrt. Ich wusste bis dato gar nicht, dass die Lanxess Arena auf ihrer zweiten Ebene noch einmal so viel Platz böte, selbst auch noch einmal mit Imbissläden, die aber nun alle geschlossen waren. Von da oben hatte man schon einen spektakulären Anblick.
Endstation.Eden, mein Zug, er endet hier
Nach dem Auftritt von Combichrist ging es wieder zur Green Stage und über die knisternde Wiese, denn überall lag Plastikbecher-Müll. Relativ weit vorne stehend, bemerkte ich dann nach Minuten, dass eigentlich @lilyxgd direkt vor mit stand – nochmal Zufall also. Mit einem langen Intro trat dann auch Alexander Kaschte auf die Bühne, begrüßte das Publikum mit: »Guten Abend, Köln. Wie geht es euch bei diesem scheiß Wetter?!« und Samsas Traum legten mit Igel im Nebel los. Das Wetter war tatsächlich scheiße, denn es regnete und viele im Publikum spannten den Regenschirm über sich, wie auch ich.
Die Setlist bestand dabei fast nur aus Ohrwurm-Titeln, so fehlten auch nicht Für immer, Stromausfall im Herzspital und Endstation.Eden. Bei Heiliges Herz merkte man dann, dass das Genre doch etwas mit Metal zu tun habe, was beim Amphi Festival eher nicht so vorhanden ist: Kaschte rief zum Moshpit auf und auch dazu, die Wiese so ruinieren, dass das Amphi Festival wieder im Tanzbrunnen stattfände. Bei K.haos-Prinz und Wind-Prinzessin und Kugel im Gesicht folgten dann auch noch eine Wall of Death und ein Circle Pit. Wie gut, dass @der_Karl zuvor die Gruppe links vor die Bühne navigiert hatte.
Irgendwie wirkte der Auftritt viel zu kurz, so war Samsas Traum die tatsächlich letzte Band auf einer Liste von Bands, die ich endlich mal live sehen wollte. Ich war dabei doch anfangs über Kaschte verwundert: »War der Typ in der Mitte tatsächlich er?« Immerhin sah ich auf sämtlichen Bildern ihn immer mit langen oder längeren Haaren, aber nie mit Millimeter-Frisur. Schade, dass aufgrund des Regens das Publikum doch nicht so mitmachte oder auch mitmachen konnte.
Man stellte nun auch fest, dass auf dem hinteren Teil der Wiese ein wenig Mittelalter-Markt war, sogar der altbekannte Parfüm-Stand. Bisher war hier ja nie ein Durchkommen. Nach einer Konversation mit @lilyxgd ging es dann gemeinsam wieder zur Arena Stage, wo gerade The Mission auf der Bühne standen, welche immerhin noch ein wenig die Mystik des Gothic Rock zum Amphi Festival brachten. Allerdings war man eher gefasst auf den Headliner des Tages.
And will the world stay standing still, at least for me…
Kurz bevor The Mission fertig waren, begab man sich nach unten – das erste und einzige Mal – in den Innenraum der Lanxess Arena. Der Eingang im Stadion nach unten und die dortigen Treppen erinnerten mich irgendwie an einen Freizeitpark und dort den Eingang zu einer Attraktion. Neben der Technik angekommen, bewunderte ich den Beamer, der von dort die große Leinwand an der Bühne anstrahlen konnte. Trotz eines schlechten Bildes – die Technik mit Blitzlicht zu fotografieren erweckte Befürchtungen, Zorn der Techniker auf sich zu ziehen – konnte mir ein Freund sagen, was das für ein Beamer sei und dass dieser in der Anschaffung so viel wie ein kleines Einfamilienhaus koste, die tägliche Miete läge auch schon im vierstelligen Bereich. Da sollte nicht so schnell eine Birne kaputt gehen…
VNV Nation legten dann mit Space & Time los und das sonst so lethargische Publikum auf den Tribünen stand auch sogleich auf. Vom Blackfield Festival letztes Jahr wusste ich ja schon, dass VNV Nation immer wieder ein emotionales Erlebnis ist, aber dieses Mal hatte ich auch gewissermaßen Textsicherheit. Auch nun gab es wieder eine extravagante Lichtershow, welche auch noch mit dem Beamer und dortigen abstrakten Mustern abgestimmt war. Bereits beim zweiten Titel Tomorrow Never Comes schien das Publikum ziemlich warm so sein, so rief Sänger Ronan Harris auch: »Das ist ein Publikum!«
Beim vierten Titel Genesis nahm dann ein schlimmes Dröhnen zu, aber hier schien Harris immer wieder böse Blicke nach rechts zu richten und das Problem verschwand dann noch während des Titels. Zur Ballade Illusion wurde es dann vergleichsweise »ruhig« und Feuerzeuge sowie Smartphone-LEDs erleuchteten, was in der dunklen Arena schon Wirkung hatte. Control ließ es dann wiederum ziemlich krachen, auch durch die alleinige Nutzung von weißem Licht. Bei Farthest Star rief Harris dann das Tribünenpublikum dazu auf, die Hände in die Luft zu reißen, wellenartig von einem Ende bis zum anderen, was sogar ganz gut funktionierte. Richtig krass war aber dann der vorletzte Titel Nova, bei dem Harris immer weiter dazu aufrief, die Smartphone-LEDs anzuschalten (Gefundenes Video). »Ein Himmel voller Sterne!«, wie Harris selbst rief. Das kam in der dunklen Arena ziemlich gut zur Geltung. Enden tat der Auftritt dann schon mit einer langen Version von Perpetual, lautes Döp-Döp-Döp vom Publikum und insgesamt 13 Titeln.
Eigentlich kann man so einen Auftritt von VNV Nation nicht beschreiben, man kann sich da nur Videos anschauen oder am besten dabei gewesen sein. Auf jeden Fall war dies wieder »geil« und obwohl ich eigentlich ein paar Minuten vor dem Ende abhauen wollte, wie ich das so gerne tue, blieb ich doch bis ganz zum Schluss. Der Titel Standing, der meinen persönlicher Lieblingstitel von VNV Nation darstellt, war sogar auch Teil der Setlist, was ich aufgrund von jüngeren Einträgen auf setlist.fm nicht vermutet hätte. Einfach mal dieses Gefühl haben, kurz einzufrieren, weil man nicht glaubt, dass tatsächlich gerade dieser Titel gespielt würde…
Nach teurem Burger, Cola und Verabschiedung ging es dann nach Hause, glücklicherweise durch die weniger frequentierte Ausfahrt des Parkhauses und mit den Gedanken an diesen Auftritt von VNV Nation. Nach diesem langen Tag blieb ich dann auch nicht mehr lange wach.
Fazit
Eigentlich war es schon letztes Jahr abzusehen, dass das Amphi Festival umziehen müsste, denn schon dann war geplant, dass das Staatenhaus zum Theater umgebaut werden solle. Der Start mit dem »Amphi Eventpark« um die Lanxess Arena verlief dabei aber ziemlich holprig. Jaja, für das Wetter könne das Amphi Festival nichts, was soweit auch jeder nachvollziehen konnte, für die schlechte Kommunikation allerdings schon. In heutigen Zeiten kann man doch erwarten, dass entsprechende Planänderungen auch im Internet landen, was zwar auch geschah, aber lediglich von Besuchern. Immerhin musste das Festival am Sturmtag nicht komplett abgesagt werden, was anderen Festivals passierte, ich für diese aber auch keinerlei Mitleid empfinde. Großes Unverständnis herrschte auch über das rigorose Überziehen von The Crüxshadows, weswegen die Spieldauer von [x]-Rx von 40 Minuten auf 15 Minuten zusammenfiel.
Die Preise der Verpflegung wurden auch als Argument angeführt. Zwar einigte sich das Amphi Festival auf günstigere Getränkepreise, was man gut an den überall überklebten Preisen erkennen konnte, allerdings erreichte dabei jegliche Nahrung Rekordpreise, welche ich gegenüber anderen schon scherzhaft als Arenapreise anstatt Festivalpreise bezeichnete. An den zwei Tagen gab ich fast so viel für Verpflegung aus wie für drei Tage Blackfield Festival, und dort hatte ich nicht einmal Trinkwasser – wo es später beim Amphi Festival noch Pappbecher bei den Trinkwasserstellen gab – oder etwas Eigenes mitgebracht. Die überall laufenden Klimaanlagen könnte man dabei schon fast als Intrige bewerten, ständig Durst bekommen zu müssen. Und warum zur Hölle gab es keinen Becherpfand? Die Wiese vor der Green Stage und der Innenraum der Arena nach VNV Nation glich einer Müllhalde.
Die Arena als Bühne und Main Stage stellte wohl das Kontroverseste dar. Hier wurde das Publikum klar in zwei Klassen aufgeteilt: Innenraum und Tribüne. Man merkte bei allen Acts, wie die Tribüne zur Lethargie einlud, aber vielleicht war das auch gar nicht so schlecht. Man bemerkte nämlich bei vielen Acts, dass im Innenraum – auch bis nach ganz hinten – immer viel Aktivität im Publikum herrschte. Anscheinend verzogen sich einfach all die Leute, die ohnehin nicht die Fans waren, einfach auf die Tribüne und ließen den wahren Fans den Platz. Das trug meiner Meinung nach ungeheuer zur Stimmung bei, denn nur üblich rumstehendes Publikum auf halber Höhe zieht eher die generelle Stimmung runter. Allerdings war es auch ziemlich düster. Man könnte jetzt behaupten, dass das ja ganz toll für die schwarze Szene sei, aber es ist eigentlich ziemlich nervig, wenn man auf jede Stufe und jeden Fuß und jeden auf dem Boden stehenden Becher achten muss. Wiederum hat man bei dem Sternenhimmel während Nova (VNV Nation) gesehen, dass auch diese Dunkelheit von Vorteil sein konnte. Das mobile Internet, was auf Festivals normalerweise wegwerfen kann, war ausgesprochen gut und man fragte sich, ob in der Arena direkt ein Sender verbaut sei. Die Möglichkeit zu sitzen war auch ein krasser Unterschied zum Tanzbrunnen, denn dort war dies immer so gut wie unmöglich gewesen. Dennoch war man trotzdem immer zu weit weg von der Bühne.
Im Laufe der Acts hörte ich auf, dies einzeln zu erwähnen, aber bei fast allen besuchten Acts gab es Probleme mit der Abmischung; ist diese für ein Konzert doch eigentlich so wichtig. Am ehesten fiel das in der Arena auf, wo es teilweise schon nicht mehr möglich war, Texte zu verstehen. Dies wurde dort am Sonntag merklich besser, aber das hätte man wohl auch vorher testen können. Anscheinend schien das auch mit der Position in der Arena abhängig zu sein: Weiter hinten wirkte der Ton besser. Allerdings leidete nicht nur die Arena Stage darunter, sondern auch bei der Green Stage draußen gab es Probleme. Da dies das erste Mal in dieser Location war, kann man das wohl noch auf Kinderkrankheiten schieben.
Schade, dass ich Centhron nicht live sehen konnte. The Crüxshadows landeten tatsächlich auf meiner Liste zu hörender Bands, die kaum noch Änderung erfährt. [x]-Rx ließen es in ihren verbliebenen 15 Minuten ziemlich krachen und wurden so wohl einem ziemlich weiten Publikum bekannt, aber ich denke, dass die Musik von ihnen nur live ihre richtige Wirkung hat. Agonoize machte auch gut Stimmung, die Tribüne war eigentlich der falsche Platz. Qntal, die ich vorher schon manchmal hörte, sollte ich vielleicht auch einmal öfter hören, als Musik zum Entspannen. Leider passt aktuell in so vielen Situationen eher Aggrotech zum Untermalen der Stimmung. »Endlich mal Samsas Traum!«, war zwar auch einer meiner Gedanken, aber eine typisch kurze Festival-Setlist und das Wetter spielten da nicht gut mit. VNV Nation war wieder einmal ein emotionales Erlebnis und gab dem Festival einen einprägsamen Abschluss.
Ich werde sicherlich auch weiterhin das Amphi Festival besuchen, alleine schon wegen der Nähe. Spannend, wie das nächstes Jahr wohl ablaufen wird.
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