Am vergangenen Freitag, dem 16.10.2015, trat VNV Nation mit dem Filmorchester Babelsberg in der Historischen Stadthalle Wuppertal auf. Dies war eines von gerade einmal fünf Konzerten, von einer ganz besonderen Tour; so ist VNV Nation doch eine Band der elektronischen Genre Future Pop.

Erstaunen

An diesem Freitag regnete es und wie das so an regnerischen Tagen ist, verlernen Autofahrer das Autofahren. So wurden aus eigentlich 35 Minuten Anreise fast 60 Minuten, dabei konnte man den ersten Stau auf der A46 umfahren. Der andere Stau entstand durch die intelligente Fahrbahnverengung von drei auf zwei Spuren. Am Zielort angekommen, war der oberirdische Parkplatz bereits voll und die daneben gelegene, moderne Tiefgarage – mit trotzdem engen Parkplätzen – füllte sich auch schnell. Immerhin gab es die geistreiche Möglichkeit, den Preis fürs Parken schon vorab zu bezahlen, wovon ich auch direkt Gebrauch machte.

Die Treppe rauf, im Glascontainer, stellte man dann fest, dass die Tür zur Stadthalle nur ein Notausgang war. Man musste also außen herum, durch den Regen, der aber glücklicherweise nun schwach war. Der Einlass ging schnell und die Einlasskontrolle entfernte den Abriss der Konzertkarte äußerst sorgsam. Vielleicht lag dies an dem glänzenden Fan-Ticket. Drinnen wurde man dann erst einmal überwältigt mit der Architektur der Eingangshalle und so ging es nicht nur mir. Die Location hob sich dabei auch bei den Getränken ab: Es gab keine Coca Cola, sondern Pepsi oder auch Wein und Sekt. Die Preise hoben sich dabei auch ab: 3 € für ein Fläschchen Pepsi, 0,2 l. Die meisten Leute waren in Abendgarderobe unterwegs, aber es gab auch einzelne Personen, die im T-Shirt unterwegs waren. Dabei riefen VNV Nation über Facebook immer wieder dazu auf, man sollte sich doch angemessen kleiden.

Blick in den großen Saal

Blick in den großen Saal

Die Zeit verging und irgendwann suchte ich dann den Platz auf, vorher traf ich aber noch zufällig eine Festival-Bekanntschaft. Galerie Mitte, also hintere Empore, aber mittig. Seit dem ich das letzte Mal Anfang des Jahres auf einem Konzert war, fehlten mir Zeit und Lust für weitere Konzerte und Planung, sodass ich einen der letzten Sitzplätze ergatterte, bevor das Konzert ausverkauft war. Immerhin hatte man von dort einen mittigen Überblick über den ganzen Saal und wurde dort erst recht von der Architektur des großen Saals überwältigt. Die Reihen und Sitzplatznummern wurden durch digitale Anzeigen an den Stühlen angezeigt, wie modern.

Erste Klänge

Nach mehreren Göngen wurden dann die Türen geschlossen, es wurde dunkler und auf der Bühne fiel nur noch Licht auf das dort platzierte Piano. Begonnen wurde mit einem Piano-Solo eines Pianisten des Filmorchesters, bestehend aus drei Titeln, dementsprechend rein instrumental. Auch dies waren Titel des Resonance-Albums, allerdings war es ohne Vocals doch nicht so recht möglich, auszumachen, welche Titel das waren. Dafür hatte ich das Album Resonance zuvor zu wenig gehört. Die Akustik war dabei beeindruckend und selbst das Klatschen der Besucher durchdrang jede Ebene, ganz ohne elektronische Verstärkung.

Bespielt von den ersten Klängen, kamen nach dem Piano-Solo die einzelnen Musiker des Orchesters auf die Bühne. Sänger Ronan Harris selbst konnte nur unter großem Applaus auf die Bühne schreiten, nachdem alle Musiker schon Platz bezogen hatten. Ronan appellierte noch einmal ans Publikum, dass die Smartphones und Kameras ausgeschaltet bleiben sollten, woran sich die Leute auch hielten. Begonnen wurde mit Nova und Erinnerungen kamen auf, als beim diesjährigen Amphi Festival zu diesem Titel ein Sternenhimmel leuchtete, aber das hätte nun nicht gepasst.

Die Titel klangen so fremd, aber doch vertraut. Im Gegensatz zu den Originalen war nun quasi jeder Titel eine Ballade mit langsamen Tempo. Tatsächlich setzte das Gefühl ein, in der Musik zu versinken, teilweise auch Gedanken, aber zeitweilig wurde dies dann doch erschwert: Da ich bei der Mitte saß, positionierte sich ein Fotograf, welcher nur ein T-Shirt trug, in der Mitte. An sich störte das nicht, nur machten die Spiegelreflexkameras baubedingt immerzu Klick-Geräusche beim Auslösen und selbst dieses leise Klicken war nicht zu überhören und riss immer mal wieder raus.

Der Titel Illusion sorgte hier vor allem für Gänsehaut, ist dieser Titel doch auch schon im elektronischen Original eine Ballade. Aber auch Beloved ging nun voll als Ballade auf. Dabei war es faszinierend, dediziert dabei zusehen zu können, wie Orchester, Dirigent und Sänger wie ein Uhrwerk zusammen arbeiteten.

Nach 7 Titeln folgte dann eine Pause, in der man sich immerhin ein wenig die Beine vertreten und etwas trinken konnte. Im Saal wurde es wärmer und gerade unter Sakko und Hemd war die Wärme noch stärker. Schnell ging die Pause um und der Gong ertönte wieder mehrfach.

Weiter ging es mit nur wenigen Musikern des Orchesters und Sänger Ronan Harris, zu dem fast instrumentalen Teleconnect Pt. 2 und darauffolgend nochmals Nova, allerdings in einer noch längeren bzw. langsameren Version. Zu dem tatsächlich rein instrumentalen Goodbye 20th Century verließ Ronan die Bühne und ließ das Orchester spielen.

Mit dem vollen Orchester wirkte dann der Titel Sentinel umso stärker, eigentlich schon stärker als das Original, vor allem beim Refrain. Ronan kündigte nun an, dass den nächsten Titel alle kennen würden: Standing, mit einer ganz anderen Wirkung als das elektronische Original. Mit Resolution folgte aber dann der zuerst letzte Titel.

The Imperial March

The Imperial March

Nach einem sehr langen Applaus ging es dann weiter mit der Zugabe If I Was. Ginge man nach den Setlists der anderen vier Konzerte, hätte nun als wirklich letzter Titel nochmals Beloved gefolgt, allerdings nahm dieses letzte Konzert der Tour eine andere Richtung: Ronan bat darum, die Kameras rauszuholen und den nächsten Titel zu filmen, bat aber auch eindringlich darum, den Blitz auszuschalten und bemerkte dazu: »It’s not the Amphi Festival here, Kids.«, was eine direkte Anspielung auf den Sternenhimmel in der Lanxess Arena war. Die große Orgel im Hintergrund wurde in rotes Licht getaucht. Ronan erzählte auch, dass man etwas sehr Cooles machen könnte, wenn man ein Orchester hat: Er ließ das Orchester The Imperial March bzw. Darth Vaders Thema spielen und outete sich so als Star Wars Fan. Das sorgte dann für erstauntes Lachen und wirkte doch auch nochmal ziemlich imposant, musste man erst realisieren, dass dieses bekannte Titelmusik gerade dort live gespielt wurde.

Es setzte wieder langer Applaus ein, den ich mich zwar noch anschloss, ich mich aber dann auf den Weg machte, als die ersten Leute aufstanden. Bei der Infrastruktur der beiden Parkplätze und der Ampel würde man wohl eine Weile rumstehen. So beeilte ich mich, wunderte mich über die von außen geschlossenen Treppenhäuser zum Parkhaus (jemand hielt wo lobenswert die Tür auf), setzte mich einfach mit Sakko direkt ins Auto und kam anscheinend als erstes Auto aus der Tiefgarage, denn kein Auto war vor mir. Und so endete ein besonderer Abend und ohne Stau war dies eine zügige Heimfahrt mit Gedanken an diesen Abend.

Nachwort

Es war auch jeden Fall ein fantastischer, emotionaler Abend. Immer wieder kam bei Titeln der Wunsch auf, dass sie doch ewig dauern sollten, bis dann irgendwann doch das Ende kam. Das Orchester gab den doch bekannten Titeln eine ganz andere Tiefe und Breite, aber ich gewann den Eindruck, dass dies doch andere Titel waren. Die elektronischen Originale besitzen auch ihre Emotionalität, allerdings auf elektronischer Ebene. Somit kann man die Titel auch nicht miteinander vergleichen.

Beifall

Beifall

Obgleich dem prunkvollen Ambiente der Location war Ronan nicht ganz so ernst: Seine Star Wars-Einlage war da wohl das beste Beispiel, aber er hatte auch bei einem Titel mal den Takt mit den Händen nachgemacht, wo er gerade warten musste und das sorgte auch für Gelächter. Die Akustik der Location war beeindruckend, so etwas würde man sich doch auch für allerlei Konzerte wünschen. Allerdings gilt die Historische Stadthalle Wuppertal auch als eines der akustisch besten Konzerthäuser Europas. Auch Ronan betonte an diesem Abend mehrfach, dass er die Location als sehr besonders empfand.

So bleibt also die Erinnerung an diesen Abend. Ein Erlebnis, was man eventuell irgendwann in der Zukunft wieder mit VNV Nation erleben könnte, allerdings werden fortan wieder die elektronischen Konzerte folgen. Und im Dezember muss VNV Nation erst einmal mit der Compendium-Tour das 20-jährige Jubiläum feiern.

 

Links: