Am vergangenen Samstag, dem 26.12.2015, fand im RuhrCongress Bochum die Eisheilige Nacht 2015 statt. Mit dabei waren Versengold, Letzte Instanz, Fiddler’s Green und natürlich Subway to Sally selbst.

Die Anreise nach Bochum verlief weitestgehend unproblematisch, aber dennoch stieß man durch Weihnachten auf der sonst so toten A43 auf viel Verkehr, der teilweise bei den zwei Spuren auch ziemlich aggressiv agierte. Immerhin muss man sich beim RuhrCongress keine Sorgen um das Parken machen, steht doch ein großes Parkhaus fast daneben. Die Parkgebühr betrug sogar – wie vor zwei Jahren – immer noch pauschal 3,50€. Aber eine kleine Schlange vor dem Parkhaus machte doch stutzig: Wollten die alle zur Eisheiligen Nacht?

Nein, denn im daneben gelegenen Starlight Express Theater fand auch etwas statt. Wieder gab es vor dem RuhrCongress zwei Schlangen und eine halbe Stunde vor Einlass waren diese bereits gut gefüllt. Ich schaute mir die rechte Schlange an, aber die linke Schlange – welche man vom Parkhaus auch zuerst erreichte – wirkte doch kürzer. Vor zwei Jahren hatte ich nahezu am Anfang der Schlange gestanden, aber da war ich auch schon zwei Stunden vor Einlass da gewesen. Die beiden Personen vor mir spekulierten auch, ob nicht die rechte Schlange kürzer sei, worauf ich antwortete. Dann kam man ins Gespräch und lernte mal in der Schlange jemand Neues kennen, so verflog die Zeit viel schneller. Und als sich die Schlange anfing zu bewegen, fragte ich mich, wo denn nur die Pfandsammler mit ihren Tüten seien, denn ich hatte noch kostbaren Dosenpfand zu spenden.

Verwirrender Einlass, so nahm die eine Tür nur normale Tickets an und die andere Online-Tickets und nirgends hingen Zettel. Ich haderte mit der Entscheidung, mich nun von den neuen Bekanntschaften zu trennen und noch möglichst weit vorne stehen zu können, blieb aber dann doch bei der Gruppe. So stand ich also in der Halle etwa in der Mitte; ein Platz, den ich bisher nicht erlebte bei einer Eisheiligen Nacht.

Versengold: Schön ist das Leben, voll nehmen und geben…

Versengold

Versengold

Noch vor 19 Uhr wurde es dunkel, Eric Fish trat mit einem Dudelsack auf die Bühne und nach anfänglich anderer Melodie schwenkte diese zur Melodie von Julia und die Räuber um, was dann dementsprechend vom Publikum erwidert wurde, Eric Fish aber dann stoppte. Es folgte eine kurze Ansprache und dann standen um 18:55 Uhr schon die Spielleute von Versengold auf der Bühne, welche ich das letzte Mal irgendwann 2013 live sah.

Trotz der dunklen Halle bekam ich schnell den Eindruck, man befände sich vor der Bühne eines Mittelalter-Festivals. Fragwürdig wurde ich angeschaut wegen des Gebrauchs meines Smartphones, hatte aber die Ausrede parat, mir Notizen für einen Konzertbericht zu machen. Als erste Band war Versengold schnell beim Publikum und bereits beim dritten Titel Wem? Uns! wurde in der Mitte im Kreis getanzt. Nun stand ich aber auch dort und eine der vorhin kennengelernten Personen hakte sich kurzerhand in meinen rechten Arm ein und ich tanzte dann einfach überrascht mit.

Versengold

Versengold

Beim folgenden Titel Drey Weyber bildete sich neben mir mit der Gruppe ein Moshpit, welche ich eigentlich hasse, aber dann war’s doch nicht mehr so schlimm. Durch den ganzen Tanz wurde in der Mitte dazu so viel Platz geschaffen, dass man auch nicht gegen fünf Personen stieß, wenn man jemand aus dem Moshpit gegen einen kam und es waren auch überwiegend Personen, mit denen man dann zumindest auch minimal zu tun hatte. Denen, die stürzten, wurde auch direkt wieder aufgeholfen. Da erlebte ich bisher eher immer Moshpits, wo alle Personen rundherum genervt waren und auch mal aggressiv wurden, aber Platz war da dann auch selten. Beim schon letzten Titel Paules Beichtgang konnte man das Publikum deutlich hören und nach gerade einmal 30 Minuten waren Versengold wieder von der Bühne verschwunden. Aber wie sie das Publikum von vorne bis zur Mitte doch aufheizten!

Letzte Instanz: Tanzende, die leben woll’n

Letzte Instanz

Letzte Instanz

Abkühlung gab’s aber dann nicht nur durch die Pause und eine Cola, welche man sich durch die Gruppe problemlos holen konnte, sondern auch erst einmal durch die Letzte Instanz selbst. Mit Titeln aus den neueren Alben (Nur für uns, Flucht ins Glück, Blind, Ganz egal) und einem Titel aus dem nächsten Album Liebe im Krieg (Wir sind eins) blieb das Publikum erst einmal eher verhalten und irgendwie passte es zu dem Zeitpunkt ganz gut, als Eric Fish in der Ansage zuvor die Letzte Instanz auch als »romantisch« beschrieb. Bei Der Garten erst ging das Publikum mehr ab, nur aber um sich wieder bei Von Anfang an zu beruhigen. Aber dann folgte Komm! und es bildeten sich die ersten Moshpits. Der Funke sprang endlich über und darauf hat man gewartet! Die Stimmung blieb dann auch und brach auch bis zum letzten Titel, ein Medley aus Rapunzel und Remmidemmi (Deichkind), nicht ab. Schade allerdings, dass die Hälfte der Setlist der Letzten Instanz viel zu ruhig war.

Fiddler’s Green: Folk’s not dead!

Fiddler's Green

Fiddler’s Green

Von Fiddler’s Green wusste ich ja bereits, welche Stimmung sie mit ihrem Speedfolk machten, aber wie würde das wohl in der Mitte aussehen? Vom ersten Titel an Moshpits! Gerade einmal in der Mitte der Setlist gab es keine Moshpits, so sah man beim Titel Raise Your Arms ein entsprechend großes Meer aus Händen. Die Ruhe war aber dann bei Yindy verflogen, so fing das Publikum am Anfang des Titels an zu springen und da um mich herum Platz war, konnte ich da auch unbehelligt mitmachen. Beim darauf folgenden Titel Rocky Road to Dublin riefen Fiddler’s Green zu einer Wall of Death auf, welche für ein ordentlich großes Rechteck in der Halle sorgte. Nach der Wall of Death kreisten noch während des selben Titels die T-Shirts in der Luft. Hiernach folgte eine Ballade, bei welcher immerhin mehr Feuerzeuge als Smartphones aufleuchteten, aber irgendwie passten hier Feuerzeuge definitiv besser. Da fiel mir wieder ein, dass ich eigentlich mal ein Feuerzeug zur »Ausrüstung« ergänzen wollte, aber ich hatte nur Streichhölzer dabei.

Fiddler's Green – Kreisende T-Shirts

Fiddler’s Green – Kreisende T-Shirts

Fiddler's Green – Wall of Death

Fiddler’s Green – Wall of Death

Nach Victor and His Demons und The Night Pat Murphy Died dachte man schon, dass es das gewesen wäre, aber es folgte nur eine Ansprache, bei welcher Fiddler’s Green auf ihre akustische Tour im Frühjahr hinwiesen. Danach folgte dann noch Folk’s Not Dead und das Publikum ging nochmals ab – auch einen Crowdsurfer sah man seine Runde drehen –, bis der Auftritt von Fidder’s Green dann doch endete und dem Publikum ordentlich eingeheizt wurde. Durch die ganzen Moshpits war es irgendwie auch zu gefährlich, das Smartphone rauszuholen, weswegen ich keine Setlist mitschrieb. Immerhin tat das jemand für die Eisheilige Nacht in Bielefeld der Stadt, die es nicht gibt.

Subway to Sally: 12 Punkte

Subway to Sally traten auf die Bühne, direkt mit Eric Fish – dieser mit zwei Fackeln – und es wurde Alle, Psallite Cum Luya gespielt und nach diesem kurzen Intro direkt Mephisto, ein direkter Übergang, wie auch auf dem Album Bannkreis (1997), allerdings nun auch mit Pyrotechnik untermalt. Was war denn nun los? Kein Warte, Warte vom letzten Album? Und die Zeitreise ging mit Knochenschiff weiter und man merkte doch ein wenig Verwirrung im Publikum. Dann aber folgte Mitgift (der Titel, nicht das Album) und doch ein wenig Dubstep mit Grausame Schwester und Arme Ellen Schmitt, wo aber das Publikum dennoch die Hände erhob und beim letzteren Titel auch zu Beginn sprang, wie es Eric vormachte.

Subway to Sally – Eisblumen tatsächlich live

Subway to Sally – Eisblumen tatsächlich live

Eine kleine Ansage folgte – dieses Lied dürfte bei keiner Eisheiligen Nacht fehlen –, und ich rätselte darüber, welches Lied gemeint sein könnte. Eigentlich gab es nur einen Teil, der darauf passte, aber dieser wurde seit 2012 aus der Setlist verbannt. Von der in blau getauchten Bühne ertönte eine Melodie, aber diese Melodie ertönte auch schon 2012 einmal, aber das war nur ein Intro mit mehreren Melodien. Die Melodie blieb aber, es erfolgte Jubel vom Publikum und es war tatsächlich Eisblumen, was da gespielt wurde! Voller Inbrust sah man das Publikum diese Hymne an die Schwarze Szene singen, welche seit 2012 durch Das schwarze Meer in den Setlists ersetzt wurde, und durch das weite Publikum bewegten sich die Münder auch außerhalb des Refrains. Auch ich gehörte mit einer unangenehm trockenen Kehle dazu, ist Eisblumen doch mein Lieblingslied.  Gegen Ende flog Schaum als Sinnbild für »Eisblumen« ins Publikum und als die Melodie endete, sang das Publikum die letzte Strophe einfach lautstark nochmals.

Warum nur musste dieser Titel aus der Setlist fliegen? Bei keinem anderen Titel erlebte ich das Publikum in solcher Hingabe! Man kann nur wünschen und hoffen, dass dieser Titel zukünftig wieder Platz in den Setlists findet, wenn auch dies schwierig ist bei zwei »Hymnen«. Noch ein unerwarteter Titel folgte: Ohne Liebe, und das Publikum war auch hier wieder deutlich hörbar.

Jetzt hätte man davon ausgehen können, es würde wieder etwas aus den neuen Alben folgen, aber nein: Es folgte Sag dem Teufel und Subway to Sally riefen nun auch zu einer Wall of Death auf, wie es Fiddler’s Green zuvor taten; allerdings mit dem kleinen Unterschied, dass Eric sagte, die Leute sollen sich doch den Teufel auf der anderen Seite grüßen und sich umarmen.

Subway to Sally – Ad mortem festinamus

Subway to Sally – Ad mortem festinamus

Ad mortem festinamus ist zwar vom letzten Album, passte aber auch super rein und Eric schwang während des Titels mit einer langen Fackel, welche er am Ende erfolglos versuchte auszublasen. Ohne Pause und mit Pyro ging es direkt mit Henkersbraut weiter. Kleid aus Rosen wurde in der originalen Version gespielt, während in den letzten Setlists hier ein elektronischer Remix vorkam, welcher irgendwie immer fremd klang. Das Publikum war gewiss hörbar und auch eine Rose fand ihren Weg auf die Bühne, welche Eric an Frau Schmitt übergab und sie am Ende auch auf die Wange küsste. Auch Falscher Heiland feierte das Publikum durch lautes Rufen von »Halleluja« mit.

Eine ganz kurze Ansprache: »Subway to Sally: 12 Punkte«, eine Anspielung auf den Bundesvision Song Contest, welchen Subway to Sally 2008 für Brandenburg gewannen und es folgte Auf Kiel. Zwar ließ Eric hier den letzten Vers noch drei Mal singen, nur wirkte dies doch ein wenig leise. Bei Sieben konnte man dann gut sehen, wie das ganze Publikum mit beiden Händen immer wieder bis zur Sieben hochzählte.

Subway to Sally – Ballons bei Veitstanz

Subway to Sally – Ballons bei Veitstanz

Subway to Sally – Dauerhaft Feuer bei Tanz auf dem Vulkan

Subway to Sally – Dauerhaft Feuer bei Tanz auf dem Vulkan

»Es bleibt nur noch durchzudrehen!«, rief Eric und es folgte Tanz auf dem Vulkan und – wie so typisch bei diesem Titel – mit ordentlich vielen Flammensäulen. Die Hitze war auch noch deutlich in der Mitte spürbar und nach diesem Titel, der das Publikum noch mehr aufheizte, folgte dann Veitstanz. Nochmals bildeten sich Mosphits und von der Bühne aus flogen violette Ballons ins Publikum, die dementsprechend immer wieder hochgeschleudert wurden, bis diese irgendwann platzten. Ein verschwitztes Publikum ließen sie nun dort stehen und verschwanden von der Bühne, aber zuvor gab es zum Ende von Veitstanz noch einen lauten und erschreckenden Knall von der Pyrotechnik, der selbst stark durch meinen Gehörschutz drang.

Eisheilige Nacht – Alle Sänger und Streicher beisammen

Eisheilige Nacht – Alle Sänger und Streicher beisammen

Nur kamen Subway to Sally zur Zugabe nicht alleine wieder, sondern die Streicher und Sänger von Fiddler’s Green, Letzte Instanz und Versengold waren auch dabei. Es folgte ein akustisches Stück der Streicher der Bands, am dessen Ende Eric Fish ans Mikrofon trat und eine englische Strophe von Carrickfergus sang und direkt folgend den deutschen Titel. Früher wohl Bestandteil jeder Setlist, war es doch überraschend, dass dieser Titel folgte. Darauf folgte dann dieses »verfluchte Lied«, wie es Eric Fish immer mal wieder betitelte und mit Julia und die Räuber und viel Applaus fand die Eisheilige Nacht 2015 in Bochum ihren Abschluss.

Nach Pfand-Rückgabe, Abschied und Kauf des T-Shirts der Eisheiligen Nacht (mit blauem Stierkopf; mein letztes war von 2012) ging es nach Hause. Und obwohl sich so viele Menschen in Richtung Parkhaus bewegten, kam man doch gut da raus und direkt auf die Autobahn. Und man merkte, Weihnachten war vorbei: Stellenweise war man das einzig sichtbare Lebewesen auf manchen Autobahn-Abschnitten.

Eisheilige Nacht 2015: Fazit

Eigentlich wollte ich gar nicht auf diese Eisheilige Nacht fahren, da ich nun doch wieder alleine war. Da ich aber keine Lücke in der Chronik der Eisheiligen Nächte haben wollte, hatte ich noch am Montag in derselben Woche ein Ticket bestellt und war sogar darüber verwundet, dass sich Eventim aufgrund des drohenden Weihnachtsfests einen UPS-Kurier geleistet hatte, wo man doch normalerweise dort 4,90€ Versand für einen ordinären Standardbrief zahlt. Längst hatte ich die Hoffnung aufgegeben, mein Lieblingslied Eisblumen nach 2011 nochmals live zu erleben, wurde mit der Setlist aber vollkommen überrascht. Dabei gab es aber weniger pyrotechnische Effekte als bei vorherigen Konzerten und auf kühlenden Stickstoff wurde ganz verzichtet.

Subway to Sally

Subway to Sally

Auch ganz alleine stand man dann doch nicht dort, sondern machte ein paar Bekanntschaften, die man möglicherweise wieder einmal bei zukünftigen Konzerten im Umkreis treffen könnte. Lustigerweise lief man der einen Person sogar in Kindheitstagen jährlich unbewusst über den Weg, als in der eigenen Stadt noch Hanomag-Treffen am Rhein stattfanden, bis diese Treffen ins Saarland umzogen mussten aufgrund eines böswilligen Beamten (und darüber kopfschüttelnden Bürgern). Die @wollluestig, die ich vor über vier Jahren auf einem Twittertreffen kennenlernte, war zwar auch vor Ort, aber aufgrund eines leeren Akkus und 2500 Menschen in der Halle blieb da ein Treffen verwehrt.

Bleibt nur zu hoffen, dass Subway to Sally auch zukünftig längst vermisste Titel wieder in die Setlisten packt, welche bei weitem nicht nur von mir dort gewünscht sind. Wie Eric Fish angekündigt hat, wird die Eisheilige Nacht 2016 mit Vroudenspil, Lord of the Lost, Eluveitie und gewiss Subway to Sally stattfinden.

 

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