Amphi Festival 2015 – Samstag
Am vergangenen Wochenende fand das 11. Amphi Festival in Köln statt, mit der Lanxess Arena das zweite Mal in einer völlig neuen Location. Wieder einmal war das Festival mit 16000 Besuchern ausverkauft.
Mittlerweile musste ich mir nicht mehr so die Frage stellen, das Festival überhaupt besuchen zu wollen, sondern eher, ob ich dies an nur einem oder beiden Tagen machen würde. Neben dem Line-Up, was mir am Sonntag besser gefiel, gab es an diesem Wochenende auch mögliche Terminüberschneidungen. Den Zuschlag bekam aber dann doch das Amphi Festival, während ich eine vorherige Abendplanung für den Samstag im Vorfeld noch storniert hatte.
Es wehte ein Lüftchen
Der tatsächliche Samstag gestaltete sich dann als nicht sehr motivierend, so wurde ich am Morgen von einem starken Regenschauer geweckt. Da ich nur etwa 15 Kilometer Luftlinie vom Veranstaltungsort entfernt wohne, konnte ich recht sicher davon ausgehen, dass in Köln das selbe Wetter herrschte. Am Morgen erzählte mir mein Vater dann, dass irgendwelche Festivals, deren Namen ich noch nie gehört hatte, aufgrund des aufkommenden Sturms abgesagt wurden. Dies galt allerdings nicht für das Amphi Festival und so wollte ich eigentlich gegen 12:30 Uhr aufbrechen.
Nachdem ich mich dann allerdings mit aktuellen Informationen versorgte, hieß es dann, die Außenbühnen seien erst einmal geschlossen. Die Band Centhron, welche ich mir eigentlich angucken wollte, spielte plötzlich in der Arena und das bereits um 10:30 Uhr statt 13:10 Uhr, aber so früh hätte ich auch nicht auftauchen wollen. Überall wurde vom Amphi Festival das Parkhaus P1 angepriesen, deswegen machte ich mich dann auf dem Weg zu diesem. Auf der Autobahn war der Wind deutlich zu spüren, aber immerhin war keinerlei Stau.
Fragwürdiges Schaffen von Verkehrsplanern und Architekten
Da man vom Messekreisel nicht in den Tunnel (Opladener Straße) abbiegen kann (oder man wendet umständlich am Bahnhof Deutz), fuhr ich also bei der Abfahrt Kalk von der B55a und hätte dann fast das Abbiegen nach rechts verpasst, da ich die selbe Strecke jeden Tag zur Arbeit fahre… Im Parkhaus P1 stellte sich dann erst einmal Ernüchterung ein: Ein rotes Besetzt? Ich fuhr trotzdem ins Parkhaus und stellte auf irgendeiner Ebene fest, dass jede Ebene vollgeparkt war. Allerdings doch nicht ganz vollgeparkt, denn viele Leute parkten einfach auf zwei Parkplätzen, weswegen wohl auch das Leitsystem im Parkhaus nicht funktionierte. Unwissend fuhr ich die Ebene durch, fuhr wieder runter und stellte dann fest, dass es unten keine Möglichkeit mehr gab, wieder nach oben zu fahren – wer hat sich denn so etwas ausgedacht? Genervt fuhr ich zum Bahnhof Deutz und wendete dort – wo ich diese Stelle ja liebe, da beim Wenden die Vorfahrt immer wieder fragwürdig ist. Nach mehreren Minuten Ausharren an den ewig langen Ampelphasen war ich dann wieder im Parkhaus und fuhr einfach direkt auf die letzte Ebene, Ebene 11, aufs Dach. Bei diesem ganzen Im-Kreis-Fahren wurde man auch schön kirre im Kopf. Das Dach war dann auch schon halbvoll und die Parkplätze waren echt winzig, was wohl erkläre, warum manche einfach auf zwei Parkplätzen parkten; was aber dennoch keine Entschuldigung dafür ist. Dort oben war es dann auch schön windig und man sah, wie die Autos immer wieder wackelten.
Mir ging dort oben dann auch erst mal fast mein Hut fliegen, den ich dann erst im Auto liegen ließ, wegen dem ätzendem Fissel-Regen aber dann doch holte. Immerhin 8 Etagen runter, wieder rauf und wieder runter – ganz guter Sport und das springend und rennend. Vor dem Parkhaus war dann auch schon der Bändchentausch und die Leute, die da bei dem Wetter im Freien saßen, hatten keinen tollen Job. Warum wurden da nicht einfach Zelte aufgestellt?
Neue Location und Umherirren
Draußen war alles verbarrikadiert und so blieb nur der Weg in die Lanxess Arena, in der ich aber auch noch nie drin war. Nun ja, Stadion halt, da gäbe es ja auch nicht so viele Unterschiede. @der_Karl und @Bongotrommel waren schon da, allerdings irgendwo auf der anderen Seite. Genervt trat ich die Rundreise im Krüppelschritt an, da durch die Menschenmassen im Stadion – die sich eigentlich auf ein viel größeres Areal hätten verteilen sollen – kaum ein Durchkommen möglich war. Normalerweise wäre ich einfach nach draußen gegangen und dort im schnellen Schritt um das Stadion rum, aber da alle Türen verbarrikadiert waren und der »Amphi Eventpark« auch nicht das komplette Areal um das Stadion umfasste, war dies nicht möglich. Im späteren Verlauf wäre ich vielleicht auf die Idee gekommen, einfach auf die zweite Etage zu wechseln, aber ich war zu dem Zeitpunkt ja noch nie in der Lanxess Arena. Vielleicht würde mich so etwas nicht so stören, wenn ich einerseits nicht so ein schnelles Schritttempo hätte (die Relikte des Gehsports) und andererseits auch nicht bei so einem Schneckentempo Rückenschmerzen bekäme.
Auf dem Weg fragte ich mich, wo man eigentlich zur Arena Stage reinkäme, denn alle Türen, die ich erst sah, waren verschlossen. Vermutlich war dort die Bühne, aber vielleicht wäre es besser gewesen, einfach an die Türen eine Information zu hängen, denn die Türen, die man tatsächlich öffnen konnte, waren auch geschlossen und mussten aufgezogen werden. Ständig sah man Leute, die erwartungsvoll an den Türknäufen zogen und enttäuscht wurden.
Eigentlich sollte ja zu der Zeit Wesselsky auf der Bühne stehen, aber wie man durch eine Bekannte von @der_Karl erfuhr, sagte dieser seinen Auftritt ab und auf der Bühne stand die Band The Other. Der Name der Band passte irgendwie zum veränderten Programm, aber auch sonst hatte ich den Namen nie gehört. Ebenso zu der Zeit war aber die just gekaufte Cola ziemlich angenehm, da durch Klimaanlagen eine trockene Luft herrschte.
Während dann schon der Auftritt von The Crüxshadows lief, betrat man die Arena und nahm Platz im rechten Block, in einem eigentlich unglücklichen Winkel zur Bühne. Aber wow: So viel schwarzes Volk (wieder), im Innenraum und auf den Rängen. Ich hatte The Crüxshadows nie zuvor gehört oder gesehen, aber mir fielen gleich Elemente auf, die man nicht von europäischen schwarzen Bands kennt, aber wohl so ein amerikanisches Ding sind: Auf der Bühne gab es Background-Tänzer und der Sänger trug ein Headset-Mikrofon anstatt eines Mikrofons in der Hand, was ihn immerhin Freihändigkeit gab und so hielt er die ganze Zeit eine Taschenlampe in der Hand. Der Sänger ließ es sich aber auch nicht nehmen, viel mit dem Publikum zu agieren: So sprang er nicht nur mehrfach von der Bühne und begab sich zu den Wellenbrechern, sondern stieg auch einmal über diese drüber und bewegte sich im vorderen Publikum – und das bei so vielen Menschen.
Die Vermischung von Synth-Elementen mit zwei E-Geigen sprach mich dabei schon an, da ich die Geige als Instrument generell gerne höre und dies die Band auch von anderen Bands mit Synth-Elementen abhob. Leider war der gesungene Text kaum zu verstehen, da die Abmischung nicht gut war, aber das konnte man wohl auf die neue Location schieben. So trat mal das immer seltener werdende Ereignis ein, sich mal in eine neue Band einhören zu wollen.
Die Tanzschlampen der Hölle aus Köln
Als nächste Band folgte nun direkt [x]-Rx, welche von der Außenbühne am Morgen nach innen auf den frühen Abend verlegt wurden. Sie hetzten allerdings ziemlich mit dem Aufbau, während Mark Benecke als Moderator den ganzen Aufbau begleitete. Hier stelle sich nun nämlich raus, dass The Crüxshadows ordentlich überzogen hatten und [x]-Rx war ziemlich verärgert, wie man an Antworten auf Fragen von Benecke erkennen konnte. Mit »Die Tanzschlampen der Hölle aus Köln: [x]-Rx!« übergab Benecke dann an [x]-Rx und diese legten sofort los.[x]-Rx hatten nicht einmal noch 20 Minuten von den eigentlich geplanten 40 Minuten, ließen es aber in der kurzen Zeit – mit gerade einmal 4 Titeln – richtig in der Halle krachen, was man so wohl nicht erwartet hätte! Vielleicht war da das Unwetter zum Glück von [x]-Rx, sodass sie hier nun vor einem wirklich großen Publikum spielen konnten, welches sich aufgrund des Wetters wohl überwiegend gezwungenermaßen in der Halle aufhielt. Ich hatte zwar [x]-Rx schon auf dem Blackfield Festival gesehen, allerdings spielten sie dort als Vorband im Vormittagsprogramm, was aber dort eine ganz andere Wirkung hatte…
Mittlerweile wurde auch so langsam bekannt, dass an diesem Tag draußen nichts mehr laufen würde. Dort war weiterhin alles abgesperrt und geschlossen, aber dennoch waren viele Leute draußen, auf dem verbliebenen Stück zwischen Stadion und Einlass. Der starke Wind sorgte dann auch dafür, dass mir mein Hut kurz fliegen ging und ich einen Zuruf bekam: »ein Hutträger!« So wenige Hutträger waren es doch auch nicht…Auch hingen mittlerweile Informationen aus und die Bildschirme zeigten nicht mehr das Line-Up mit ansehnlichem blauen Hintergrund, sondern eine einfache Tabelle. Im Internet las man allerdings nichts. Am Merch-Stand erhaschte ich eine Version des Festival-T-Shirts mit einem Raben, was mir gut gefiel. Natürlich war dies schon ausverkauft, aber man sagte mir, dass es vielleicht am nächsten Tag noch einmal neue geben könnte. Und auf der einzigen Bühne bekam währenddessen die Band DAF die volle Spielzeit von 1:10 Stunden zugesprochen, obwohl sie ursprünglich auf der Bühne draußen aufgetreten wären. Ich habe zwar keinerlei Bezug zu dieser Band, aber der Umstand des Auftritts und der vollen Dauer verärgerte viele Besucher des Festivals, wie man vor allem gut auf Facebook lesen konnte. Zumindest wurde der Band zugeschrieben, sie seien Begründer elektronischer Genres.
Nach einem ziemlich teuren Burger mit Pommes und Verzehr auf den umliegenden Treppen, mit dem unerfüllten Wunsch nach individuellem Essen, ging es dann wieder in die Arena, zu The Birthday Massacre. Leider war auch hier die Akustik wieder nicht gut und ich konnte die Sängerin nicht verstehen. Mit Sitzplätzen im mittleren Block sah man zwar nun auch mehr von der Bühne, allerdings war man noch weiter weg vom Geschehen. Im späteren Verlauf des Auftritts wurde der Ton zwar lauter gedreht, aber das löste das Akustik-Problem auch nicht.
Oh, scheiße, ich blute! Oh nein!
Wieder im anderen Block Platz genommen, konnte man nun dabei zusehen, wie die ganze Bühne und der Bereich davor abgedeckt wurden. Nach einem quasi epischen Tape-Intro trat dann Sänger Chris L. auf die Bühne und Agonoize legten mit ihrem Set, Stimmenverzerrer und Glaubenskrieger los. Natürlich dauerte es nicht lange, bis das Kunstblut über den Bühnengraben ins Publikum spritzte und sich auch das Publikum auf den Rängen erhob. Irgendwie war aber auch jetzt mal wieder die Akustik nicht so prickelnd, aber bei Titeln wie Sacrifice oder Koprolalie schien ohnehin fast jeder den Text zu kennen. Schade nur um die eingeworfenen kritischen Aussagen von Sänger Chris L., die so kaum zu verstehen waren. Das zweimalige Wegschmeißen des Mikrofons erzeugte dabei auch ein jeweiliges authentisches Knallen zum Abschluss des jeweiligen Titels.
Vielleicht wäre ich aber sogar lieber beim wirklich abfeiernden Publikum im Innenraum gewesen, anstatt auf der Tribüne zu sitzen, aber alleine wäre das auch nicht so toll gewesen. Allerdings wäre ich nicht geil darauf gewesen, mich vom Kunstblut bespritzen zu lassen. Sei’s drum, immerhin erlebte ich nun auch mal einen Auftritt von Agonoize in voller Länge. Ein belustigender Gedanke, dass diese »wahre« Musik Konformisten schon zum Weinen bringen könnte.
Nach dem exzentrischen und krachenden Auftritt von Agonoize sah man dann, dass die Arena ziemlich schnell leer wurde. Mit Goethes Erben folgte ein ziemlich harter Stilwechsel und wie ich später lesen würde, war die Arena zum Auftritt ziemlich leer. And One spielten mit 0:50 Uhr auch viel zu spät, so lange wollte man nicht warten und so begab ich mich zum Parkhaus.
Nach dem Hinabfahren von 11 Ebenen im Kreis – mit Routine küsse man wohl alsbald den Bordstein – konnte ich mich dann an einer staufreien Strecke erfreuen und fuhr mit der Hoffnung nach Hause, dass der darauffolgende Tag auch mal Festival-Stimmung hervorbringe, das Akustik-Problem gelöst werde und dieses verdammte T-Shirt verfügbar sei.
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