Mit dem dritten Tag vom 8. Blackfield Festival im Amphitheater Gelsenkirchen folgte dann auch der letzte Tag des Festivals, dem der Freitag und der Samstag voraus gingen. Vielleicht war dies auch der letzte Tag vom Blackfield Festival überhaupt…

Der letzte Tag

Im Gegensatz zum Vortag, war ich an diesem Tag tatsächlich schon um kurz nach 10 Uhr wach, da ich dieses Mal nicht die Hälfte des Festival-Tags verpassen wollte. Die Entscheidung für das heutige T-Shirt fiel auch nicht schwer: L’Âme Immortelle. Da ich den zweiten Act nicht verpassen wollte, flog ich dann quasi über die Autobahn, natürlich unter Beibeachtung des jeweiligen Tempolimits. Auf der A3 und A42 gab es allerdings Abschnitte ohne Tempolimit, da boten sich dann 190 km/h an.

Auf Stellplatz 148 angekommen – demnach an allen Tagen die Parkplätze nebeneinander gehabt – beeilte ich mich dann auch ziemlich, da der zweite Act wohl bereits spielen würde. An den letzten Tagen fingen jedenfalls alle Acts früher an, als eigentlich in der Running Order angegeben. Und immerhin war es an diesem Tag auch nochmal kühler als am Vortag, sodass man nicht gleich ins Schwitzen kam.

[x]-Rx

[x]-Rx

Auf dem Festivalgelände angekommen, stand bereits das Duo von [x]-Rx auf der Bühne; 11:45 Uhr war längst verstrichen. Vor der Bühne standen zwar nicht viele Leute, aber sie füllten die Fläche groß aus, ließen sich viel Platz und tanzten. Ein paar Personen vor mir erhaschte ich dann @lilyxgd. Sich unterhalten war allerdings quasi unmöglich, da [x]-Rx schon ziemlich laut waren und ich bereits beim Herabsteigen der Treppen meinen Gehörschutz gebrauchte.

Der Rest des Auftritts von [x]-Rx war dann allerdings schnell vorbei und mein Eindruck war zumindest, dass die Musik zum Tanzen anregen würde, aber beim genaueren Hinhören doch etwas eintönig wirkte. Und ich war verwundert, dass die beiden Personen auf der Bühne gar nicht so aussehen, wie immer auf manchen Bildern: Keine extravaganten Frisuren und kaum Kunstblut.

Für den nächsten Act The Beauty of Gemina ging ich auch gleich weiter nach vorne. Mittlerweile trudelten dann auch mal @der_Karl und @Bongotrommel ein, die eigentlich schon zu [x]-Rx da sein wollten. So war ich immerhin an einem Tag auch mal früher, als sie, vor Ort. Ob es wohl The Beauty of Gemina beim Blackfield Festival besser gefiel? Erst letztes Jahr waren sie auch hier, davor das Jahr beim Amphi Festival. Dabei standen gerade mal wenig Leute vor der Bühne, wie auch letztes Jahr.

The Beauty of Gemina

The Beauty of Gemina

Wie gewohnt trat Frontmann Michael Sele stilvoll gekleidet auf die Bühne. Überraschenderweise traten The Beauty of Gemina mit einem Akustik-Set auf, sodass sich nun zusätzlich ein Cello und eine Violine – mit weiblicher Unterstützung – auf der Bühne befanden. Das Set wurde mit Kingdoms of Cancer eröffnet, was zumindest bei mir für Gänsehaut-Feeling sorgte, so hatte ich diesen Titel nie live gehört. Mariannah, welcher Titel bereits als Vorab-Single vom letzten Album erschien, folgte als zweiter Titel, und führte Michael Sele dann von Keyboard an die Gitarre. Beim dritten Titel Down by the Horses konnte das Cello allerdings nicht ein fehlendes Kontrabass ersetzen. Beim vierten Titel The Lonesome Death of a Goth DJ bemerkte man immerhin, dass doch einige Leute aus dem Publikum den Titel und die Band kennen würden. Natürlich durfte auch Suicide Landscape in der Setlist nicht fehlen, wo dieser Titel der Band zu viel anfänglicher Popularität verhalf.

Nach gerade einmal acht Titeln – querbeet aus allen Alben –, verabschiedeten sich dann The Beauty of Gemina schon wieder. Die akustische Ergänzung – wenn auch nicht ganz vollständig – war eine Wohltat und ließ wohl auch erst manche Titel möglich werden, die ansonsten nicht in den Setists der Band auftauchten.

Nach dem Auftritt bot sich dann gleichermaßen Frühstück und Mittagessen an: Ein Mutzbraten im Brötchen sollte es werden, als Premiere, da ich zuvor noch nie Mutzbraten gegessen hatte. @der_Karl bestellte dann einen Schwarzen Riesen – Mutzbraten und Schinken (als Stück) mit Sauerkraut und Brötchen –, welches der Verkäufer dann vom »schwarzen Riesen« zubereiten ließ. Manche Gutmenschen würden wegen solch einem Witz wohl die Decke durchbrechen. Währenddessen standen Beborn Beton auf der Bühne, aber von dem Auftritt bekam man nicht viel mit.

Clan of Xymox

Clan of Xymox

Zu Clan of Xymox folgte ich dann @der_Karl vor die Bühne. Mit viel Nebel ging es dann los und @der_Karl meinte dazu, dass das mit dem Nebel wohl ein britisches Ding sein dürfte – im Vergleich zu Fields of the Nephilim. Zwar ist Clan of Xymox eine niederländische Band, hatte allerdings auch ein paar Jahre in England verbracht. Als auch Frontmann Ronny Moorings auf der Bühne stand, hatte ich das Gefühl, eine Zeitreise gemacht zu haben; so sehr brachten Clan of Xymox die schwarzen 80er-Jahre auf die Bühne. Die neumodischen Macbooks passten da allerdings gar nicht ins Bild.

Die Titel wirkten lang, das Publikum tanzte und die Musik wirkte auch wie Musik zum Gehenlassen. Klatschen vom Publikum gab es demnach auch nur zum Ende eines Titels. Insgesamt ein interessanter Auftritt, welcher durch das Bandlogo, und den vielen Nebel, auch ein wenig Mystik ausstrahlte.

Während @der_Karl für End of Green vorne blieb, traf ich @LunaViolett wieder und wir nahmen auf der Tribüne Platz, wo wir aber wegen der aufkommenden Sonne nicht lange saßen, sondern uns in den Schatten seitlich der Bühne begaben. End of Green war dabei die erste Band, die sogar wegen technischen Problemen später startete und nicht verfrüht. Irgendwann saß dann plötzlich @lilyxgd neben mir. Ich schien wohl ein Magnet zu sein. Nebenbei erlangten die herumlaufenden Kinder Kreide und malten die ganzen Holzflächen vor der Bühne voll, da die wohl nichts Besseres zu tun hatten. Warum müssen Eltern auch ihre Kinder mit auf ein Festival schleppen? Immerhin trugen die Kinder zumeist starken Gehörschutz. Durch Unterhaltungen, Nutzung des Smartphones und einfaches Rumsitzen, verging der Auftritt von End of Green, ohne viel mitzubekommen zu haben.

Letzte Instanz

Letzte Instanz

Eigentlich wollte ich nun bei der sich auflösenden Masse nach @der_Karl Ausschau halten, sah ihn aber nicht. Dafür machte ich aber @Bongotrommel in der Mitte der Tribüne aus und setzte mich zu ihm. Was für ein toller, mittiger Platz. Für den nächsten Act – Letzte Instanz – war ich mir noch nicht sicher, ob ich sitzen bleiben wollte, aber als sich @Bongotrommel dann doch plötzlich nach unten begab, folgte ich ihm.

Die Letzte Instanz begann dann mit Flucht ins Glück und man konnte gleich beobachten, dass das Publikum schon am Tanzen war. Beim dritten Titel Blind ließ Frontmann Holly Loose beim letzten Vers des Refrains dann mal das Publikum ran, und dieses war auch deutlich hörbar. Zu Maskenball wurde gesprungen und Finsternis war dann ein Titel, welcher alle möglichen Publikum-Aktivitäten vereinte, und auch mit einem Schlagzeug-Outro endete. Holly schaffte es sogar, das sitzende Publikum auf der Tribüne ein wenig zu motivieren: So hob dieses während Maskenball die Hände und sang bei Finsternis auch den Silbenaneinanderreihungs-Refrain mit. Mit Von Anfang an und dem Endvers »Ihr seid der Ozean« endete dann schon die neun Titel umfassende Setlist.

Letzte Instanz

Letzte Instanz

Die Letzte Instanz hatte ich zuletzt 2012 live gesehen. Ich gewann bei diesem Act nun den Eindruck, dass sie sich mittlerweile auch vollständig von den Alben bis 2003 – mit dem bis dato noch alten Sänger – lösen konnten. Die Setlist umfasste allesamt Titel der neueren Alben und mit Das Weisse Lied und 15 Jahre Brachialromantik gab es schon Neuinterpretationen der alten Titel. Stimmig war der Auftritt auf jeden Fall, wenn auch gefühlt als »neue« Band exklusive der alten Alben.

Ich blieb gleich unten, und konnte sogar nochmal eine kleine Gruppe um mich versammeln, in der dritten Reihe. Vor dem nächsten Act kam dann aber noch die Ankündigung, dass die Stadt Gelsenkirchen nun dabei war, alle Wildparker abzuschleppen. Da fühlte man sich selbst so gut, dass man im Parkhaus parkte. Und @JeyAki grinste sich wieder einen ab, wegen dem Parkticket ihres Vaters, der dort arbeitete…

Der nächste Act stellte auch mein persönliches Highlight auf diesem Festival dar: L’Âme Immortelle waren quasi schon von der Bildfläche verschwunden, da gab es dann plötzlich letztes Jahr ein neues Album und eine kleine Tour. Bei dieser Gelegenheit hatte ich nicht lange gezögert, eines dieser Konzerte beizuwohnen. Vor der Bühne standen eher wenige Leute, womöglich wurde die Band schon fast vergessen. Kurz vor Beginn kam dann plötzlich die Sonne wieder raus. Meinen Kommentar dazu musste @der_Karl dann sogar mit Bild zwitschern.

L'Âme Immortelle

L’Âme Immortelle

Nach dem Intro L’Étang Mâlo vom Tape trat Sonja Kraushofer auf die Bühne und begann mit Tiefster Winter, einer der bekanntesten Titel. Beim vierten Titel Drown them, vom neusten Album Drahtseilakt, setzte dann leider ein störendes Dröhnen ein, was ab dann leider auch nicht mehr verschwinden wollte. Mit den Worten »Folgt ihr mir ins Auge des Sturms, Blackfield?«, machte Thomas Rainer dann mit Eye of the Storm weiter, aber das Dröhnen blieb. Man merkte, dass das Publikum bei diesen zwei neuen Titeln eher verhalten war. Anders sah dies aber dann beim nächsten Titel Fallen Angel aus, wo Sonja Kraushofer dann mit einem neuen Kleid auf die Bühne trat, diesen Titel sehr mit Emotionen belegte und auch das »die« am Ende des Refrains stark betonte.

Den nächsten Titel kündigte Thomas Rainer dann damit an, dass dieser Titel in dem nunmehr 20-jährigem Bestehen nicht fehlen durfte: Bitterkeit. Während des Parts von Sonja, hielt Thomas sein Mikrofon inklusive Ständer rechts ins Publikum, und dieses war dort tatsächlich hörbar. Passend zur Besonderheit des Titels verschwand das Dröhnen sogar kurz mal, kehrte aber dann wieder zurück. Während Es tut mir leid brüllte Sonja das Wort »leid« geballt ins Mikrofon und während Life will never be the same again war das Publikum auch leise hörbar. Stumme Schreie wurde dann allerdings furchtbar verhunzt durch das Dröhnen.

L'Âme Immortelle

L’Âme Immortelle

Natürlich durfte auch der Ohwurm 5 Jahre nicht fehlen, wo auch hier wieder Sonja das Wort »untertan« vom Refrain ins Mikrofon brüllte. Mit der Aussage von Thomas: »Wir wollen dem letzten Song diesem Festival widmen«, folgte dann Requiem und somit auch das Ende des Auftritts. Sie schienen aber das Publikum reaktiviert zu haben, denn nun ertönten tatsächlich Zugabe-Rufe, wo aber jeder wusste, dass diese unbeantwortet bleiben würden. L’Âme Immortelle musste die Bühne für Mono Inc. räumen, und die entsprechenden Fans, die schon seit The Beauty of Gemina in der ersten Reihe standen, wollten wohl auch irgendwann mal wieder sitzen.

Eigentlich war das ein toller Auftritt, der auch wieder passend emotional untermalt wurde von Sonja Kraushofer, neben ihrer eigentlich sanften Stimme als Gegenpart zu Thomas Rainer. Das Dröhnen allerdings, welches ab dem vierten Titel einsetzte und bis zum zwölften (und letzten) Titel bestand, war furchtbar. Sei’s drum. Für mich tat dies insgesamt keinen großen Abbruch, denn diese Band kannte ich auch anders.

Nach dem Auftritt folgte dann ein Rahmbrot, Trinkgeld und wieder das Ertönen der Glocke – wohl wissend, dass dies das letzte Mal dieses Rahmbrot sein könnte. Wieder auf der Tribüne Platz genommen, standen mittlerweile Mono Inc. auf der Bühne. @der_Karl wollte noch bleiben, um abzuwarten, ob das Blackfield Festival eventuell noch eine Ankündigung über das weitere Fortbestehen des Festivals machen würde. Ich stand eher vor der Frage, ob ich mir nun mal den heutigen Headliner Project Pitchfork angucken wollte. Denselben Gedanken hatte ich schon beim Amphi Festival letztes Jahr, nur spielten dort Project Pitchfork mitten in der Nacht. Nach dem Knipsen ein paar letzter Bilder des Amphi Theaters entschied ich mich aber dann, doch nach Hause fahren zu wollen. Dabei traf ich noch @oldgissy und man verabschiedete sich – so würden langsam weitere, neue Konzert-Bekanntschaften entstehen. Und von @Bongotrommel verabschiedete ich mich dann quasi zwei Mal, da er mir noch entgegen kam. Wie zufällig.

Fazit

Mittlerweile ging es mir nicht mehr so um die Acts, sondern um das Festival an sich und dessen familiäre Atmosphäre. Umso trauriger war die im Vorfeld gemachte Ankündigung vom Blackfield Festival, dass dies wohl das letzte Blackfield Festival gewesen wäre. Als Grund wurden steigende Kosten angegeben, gepaart mit der Aussage, dass man aber auch nicht die Preise erhöhen möchte. Bei dem entsprechenden Facebook-Post, sowie auch anderswo, regnete es allerdings dann Kommentare mit der Aussage, dass höhere Preise vollkommen in Ordnung wären. Dieser Aussage kann ich mich auch nur anschließen.

Festivalbändchen vom Blackfield Festival

Festivalbändchen vom Blackfield Festival

Das Amphitheater Gelsenkirchen ist auch eine tolle Location mit der Position direkt am Rhein-Herne-Kanal, fernab vom Großstadt-Stress, aber trotzdem mitten im Ruhrpott. Die offene und auch von den Seiten gut einsehbare Bühne, und die Anzahl an Sitzmöglichkeiten, zählt auch dazu. Die Holzplatten vor der Bühne, die als Resonanzkörper den Bass verstärken, kenne ich auch nur von dort. Natürlich zählt auch die Nähe (immer noch 80 Kilometer) zum eigenen Wohnort dazu, sodass man nachts Zuhause übernachten konnte. Das einzige Manko ist wohl der stinkende Fluss (Emscher) beim Überqueren der Brücke zwischen Festivalgelände und Nordsternpark, der tatsächlich einen offenen Abwasserkanal darstellt. Aber dieses Problem soll irgendwann verschwinden.

Es gab sogar an allen drei Tagen gutes Wetter, was man an rot gebrannten Nacken anderer gut erkennen konnte. Alternativ konnte ich das auch an meinen verstaubten Stiefeln und der Hose sehen. Die auf dem Festival getroffenen Bekanntschaften werde ich auch anderswo wiedersehen, aber diese Atmosphäre wird fehlen. Den Auftritt von VNV Nation beim letztjährigen Blackfield Festival werde ich wohl auch nicht so schnell vergessen, und das diesjährige Amphi Festival wird daran wohl nichts ändern.

So bleibt zumindest das Wissen, dass ich dieses tolle Festival zwei Mal erleben konnte. Dabei stimmten auch Acts und Musikbibliothek im angenehmen Maß überein. Wer weiß, was nächstes Jahr passieren wird, aber soweit gilt nun: Lebe wohl, avanciertes Lieblings-Festival.

Letzte Impression vom Blackfield Festival

Letzte Impression vom Blackfield Festival

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