Mit dem zweiten Tag vom 12. Amphi Festival folgte dann auch schon der letzte Tag. An diesem Tag allerdings war es nicht nur wärmer, sondern die warme Luft konnte auch noch mehr Feuchtigkeit speichern.

Man trödelte. Unzucht hätte ich gerne gesehen, aber dafür war ich schon zu spät. Und The Beauty of Gemina, die ich auch gerne dann gesehen hätte, spielten im Theater und vor diesem war bereits eine neue Schlange für die Band danach und somit kein Reinkommen. Zudem hätte ich mich nicht in der Schlange von der Mittagssonne braten lassen wollen. Stattdessen suchte ich, nach dem Gebrauch von Sonnenmilch, einen anderen Bekannten auf, der sogar einen Platz im Schatten hatte.

Coppelius

Coppelius

Später war ich dann doch im Theater, für Coppelius. Eine der wenigen Bands, in die ich mich immer mal reinhören wollte. Nun bat sich die Gelegenheit, diese mal live zu sehen. Beim Aufbau klang das Cello dann fast wie ein Kontrabass, es war ziemlich dunkel gestimmt. Aber das eigentliche Kontrabass kam dann wenig später, ist Coppelius doch eine der wenigen Bands, die dieses Monster-Instrument überhaupt im Repertoire hat, zusätzlich zum Schlagzeug.

So traten Coppelius auf die Bühne, mit ihrer Kleidung des 19. Jahrhunderts und ihren Zylindern, in diesem furchtbar warmen Theater. Anfangs auszumachen, wer nun eigentlich singt, war nicht so einfach, da bei Coppelius fast jeder singt. Viel Lichtshow, viel Bewegung, viel Headbanging, viel Stimmung, laut und verrückt – was für ein toller Auftritt! Lediglich die Instrumente waren ein wenig zu laut; der Gesang ging doch immer wieder unter, wenn man eben die Texte nicht kennt. Coppelius gaben auch noch eine Zugabe, obwohl sie zu der Zeit ihre Spielzeit schon erreicht hatten, aber ein Fehler war dies gewiss nicht.

Coppelius

Coppelius

Draußen spielte bereits Covenant, aber irgendwie verhaspelte sich der Sänger in der kurzen Zeit mehrfach, in der ich draußen war. Ursprünglich geplant, mir Covenant mal ansehen zu wollen, ging ich doch wieder in dieses furchtbar warme Theater, wo ich aber dann weiter hinten der Bühne immer noch näher war, als draußen.

L'Âme Immortelle

L’Âme Immortelle

Im Theater spielten nun L’Âme Immortelle, welche seit ihrem Comeback Ende 2014 doch wieder ziemlich präsent sind, aber ihr Auftritt für manche Festivalbesucher nach so vielen Jahren wohl doch ein wenig überraschend war. So ganz genau hörte ich nicht hin, ließ mich eher zur Musik gehen, aber ich nahm die Remix-Versionen der Titel vom Unsterblich-Album wahr. Trotz der Hitze im Theater wurde aber auch in den hinteren Reihen getanzt. Nach nicht einmal einer Stunde war der Auftritt schon wieder vorbei, aber die Setlist war mit den Hits der Band gespickt.

Draußen wurde es vor der Mainstage auch immer voller und bevor die eigentliche Band auftrat, sagte Moderator Mark Benecke noch: »Team Mystic hat den Tanzbrunnen eingenommen, bei Pokémon GO!« So ganz ging also an niemanden vorbei, dass das Spiel intensiv gespielt wurde, selbst auf einem Festival. Kurioserweise war dieses Jahr aber auch das Netz brauchbar, lag wohl am spürbaren LTE-Ausbau (das 3G-Netz war stabil).

Project Pitchfork

Project Pitchfork

Project Pitchfork starteten mit drei Schlagzeugen und What Have We Done, ein Titel, der erst auf der Second Anthology überhaupt veröffentlicht wurde. Nach dem zweiten Titel Timekiller verließen mich dann bereits @der_Karl und @Kopfkind_, mit denen ich auf diesem Amphi Festival wieder unterwegs war. Ich blieb und Project Pitchfork spielten auch weitere alte Titel, wie God Wrote, Alpha Omega und Conjure. Beim Titel The Dividing Line stand auch wieder Sänger Sven Friedrich von Frozen Plasma auf der Bühne und sang mit Sänger Peter Spilles.

Publikum in Bewegung war deutlich wahrnehmbar, aber ich blieb nicht bis zum Ende des Auftritts, da dieser Auftritt wohl für viele das Ende des Festivals darstellte. Aber anstatt direkt nach Hause zu fahren, begab ich mich nochmals in den Rheinpark, denn die Möglichkeiten für Pokémon GO stellten dort doch eine völlig neue Welt dar. Zwar hörte man auf der Mainstage noch Editors, die auch ganz groß als Headliner des diesjährigen Amphi Festivals beworben wurden, nur fragte nicht nur ich mich, was dahinter steckte, wurde diese Band doch auch erst 2003 gegründet und bediente Genres, die nun nicht so populär auf schwarzen Festivals sind.

Project Pitchfork mit Sven Friedrich

Project Pitchfork mit Sven Friedrich

 

Fazit

Nicht viele Bands dieses Mal gesehen, würde ich mal sagen, aber schlimm war dies nun auch nicht. Letztes Jahr dachte ich noch, ich hätte den Tanzbrunnen wohl das letzte Mal für eine lange Zeit gesehen, denn bis auf das Amphi Festival, und das Schandmaul-Festival 2013, war ich sonst nie dort. In und um die Lanxess Arena herum war subjektiv wahrgenommen viel mehr Platz, aber dieses Jahr fühlte sich der Tanzbrunnen auch ein wenig entspannter an, da 4000 Menschen weniger da waren und man somit auch mal Sitzplätze ergattern konnte.

Die Grufti-Cheeseburger

Die Grufti-Cheeseburger

Das Theater als zweitwichtigste Bühne war allerdings furchtbar warm und schwül, sofern man überhaupt reinkam. Im Staatenhaus war früher viel mehr Platz gewesen, dafür war die Akustik dort immer unterirdisch. Das Schiff war eine interessante Bühne, die Klimaanlage funktionierte prima (das nutzten auch einige Leute), aber eben auch nur eine Spielstätte für die »kleineren« Acts. Dieses Jahr bekam man dann auch wieder einfach Pfandflaschen, die man dann für die Trinkwasserstände benutzen konnte, welche zudem nun auch ordentlich Druck hatten. Letztes Jahr gab es kein Becherpfand und auch keine Pfandflaschen, für die Trinkwasserstände erst am zweiten Tag überhaupt Pappbecher.

Die verpassten Megaherz hätte ich noch auf dem Rock’n’Roll Slam-Festival, unweit meiner Haustür, am vergangenen Samstag sehen können. Neuroticfish war nun eine interessante Entdeckung, Coppelius’ Show war genial. Aesthetic Perfection müsste ich mir mal so anhören und nach dem Act von Project Pitchfork, die wohl eigentlich auch Headliner waren, hätte ich ja schon mal Lust, diese auf ihrer Tour im Oktober in Krefeld zu sehen. Genauso aber wie Neuroticfish, die im Dezember in Oberhausen auftreten wollen.

Das Amphi Festival 2017 wird wieder im Tanzbrunnen Köln stattfinden. Vielleicht wird ein zukünftiges Amphi Festival wieder das (umgebaute) Staatenhaus nutzen können, nachdem die Oper Köln dort ausgezogen sein wird. Aber wie heißt es in Köln: »Der Dom wird nie fertig.« So geht es nun auch der Oper Köln mit dem Kölner Opernhaus, sodass sich im nächsten Jahr auch nichts an der Bühnensituation ändern dürfte.