Der letzte Tag vom Blackfield Festival war dann der Sonntag, nachdem diesen der Samstag und der Freitag vorausgingen.

Blackfield Festival am Sonntag

Obwohl ich an diesem letzten Tag eigentlich früher aufstehen wollte, als am vorherigen Tag, klappte dies nicht so recht. In der Nacht waren noch Pflichten zu erledigen und so kam man erst spät ins Bett. Aber dennoch stand ich etwas früher auf als am vorherigen Tag! Heute trug ich dann kein T-Shirt von Saltatio Mortis mehr, sondern eines von Fields of the Nephilim. Und als ich in Gelsenkirchen ankam, zog ich auch wieder meine Stiefel mit Stahlkappen an, denn ich wusste, dass ich an diesem Tag eher vorne stehen würde…

»Der Doktor« – Heldmaschine

»Der Doktor« – Heldmaschine

Als ich im Basislager ankam, standen einen kurzen Moment später bereits Heldmaschine auf der Bühne, sodass ich die ersten vier Auftritte des Tages verpasst hatte. Dabei hätte ich auch mal ganz gerne die anderen Bands live gesehen, aber müde hatte ich mich auch nicht in diesen Tag stürzen wollen. Zuvor als Völkerball als Rammstein-Coverband getauft, nannte sich die Band vor nicht all zu langer Zeit in Heldmaschine um, wie ich gelesen hatte. Gehört hatte ich sie aber dennoch noch nicht. Aber ich mochte ihren Auftritt und ihren Stil. Die Band agierte auch mal direkt mit dem Publikum: Beim Titel Doktor begab sich Frontmann René Anlauff mit Doktorkittel ins Publikum, wo er durch das weiß auch entsprechend auffiel. Vielleicht höre ich ja mal in ihre Alben rein. Und dann fiel mir auch noch auf, dass ich sie auf der diesjährigen Eisheiligen Nacht noch einmal sehen würde…

Der nächste Auftritt, von Haujobb, sprach mich dann nicht so an, das Publikum allerdings schon. Die Musik-Genres, die Haujobb bedient, höre ich jedenfalls nicht und so verfolgte ich ihren Auftritt nur von den Rängen aus. Nach ihrem Auftritt ließ sich dann auch RTL blicken – oh, ob darauf wohl wieder ein negativer Bericht folgen würde, wo RTL schon des Öfteren Nonkonformismus verunglimpfte?

Für den nächsten Auftritt überlegte ich fieberhaft, ob ich selbst nach unten gehen wolle. Der nächste Auftritt war nämlich von Megaherz, die ich einerseits schon lange höre – wenn auch heutzutage nicht mehr so aktiv – und andererseits zähle ich sie als allererste Band, die ich live gesehen hatte, während der Eisheiligen Nacht 2011. Da begab sich @Kopfkind_ bereits nach unten, aber ich blieb dann doch sitzen. Stattdessen schützten @der_Karl und ich uns vor der Sonne: Er mit einem Regenschirm, ich mit Auffrischung des Sonnenschutzes. Und dann traten schon Megaherz auf die Bühne, alle geschminkt und Lex – der neue Alex – selbst entsprechend am auffälligsten.

Megaherz

Megaherz

Zwar versammelte sich vor der Bühne viel schwarzes Volk, aber der Anfang von Megaherz wirkte doch etwas schwerfällig: So spielten Megaherz erst neuere Titel, wie JagdzeitHeuchler oder Mann im Mond, wo man aber merkte, dass das Publikum dabei nicht so textsicher war. Ich versuchte zwar, auch irgendwo mitzusingen, war mir bei den neueren Titeln aber auch zu unsicher. @Kopfkind_ kam dann auch irgendwann zurück ins Basislager, da er sagte, er hätte Textaussetzer von Lex wahrgenommen, was wir von den Rängen her aber nicht bestätigen konnten. Megaherz bekamen das Publikum dann aber erst rum, als sie Herz aus Stein spielten, wo man dann auch beim Publikum deutlich Textsicherheit bemerkte. 5. März, wenn es auch nicht dieser Tag im Kalender war, machte auch gut Stimmung. Miststück – was dann schon der letzte Titel war – versetzte das Publikum dann in Ekstase und auch ich stand dann schließlich auf und tanze einfach auf den Rängen! Schade, dass sie nicht mehr alte Titel spielten. So gab es beispielsweise kein Kopfschuss in der Setlist.

Nach dem Auftritt von Megaherz schlenderte man an den Verkaufsständen vorbei. Bei einem Parfümstand fand ich sogar ein Parfüm, welches ich vom Geruch her ganz angenehm fand, aber vom Namen her voraussichtlich Probleme im Furry-Freundeskreis verursachen könnte. Der Test eines weiteres Parfüms verleitete mich aber dazu, damit lieber aufzuhören, da dieses zweite dann sehr intensiv roch. Danach hatte ich nun die Möglichkeit, endlich mal einen dieser Flammkuchen zu probieren, wo @der_Karl und ich uns in eine längere Schlange anstellen durften, was sich aber definitiv lohnte: Dieser Flammkuchen in der Vegi-Ausführung war sehr lecker. Wenn da nur nicht das Problem mit Spinat und Zähnen und fehlenden Zahnstochern wäre. Zahnstocher als Bestandteil der Festivalausrüstung? @Kopfkind_, der eines dieser Rahmbrote kaufte, war von dem kleinen Stück dann satt, da es laut seiner Aussage mit total viel Käse gefüllt war. Wo er eigentlich auch die Vegi-Ausführung des Rahmbrots haben wollte, aber der Bäckermeister dies attraktiv quittierte. Beim Merchandise-Stand wunderte ich mich, warum dort denn immer noch kein Fields of the Nephilim-Merchandise hängen würde, wo ich bereits vorher am Tag schon dort war. Ich hätte ja gerne noch ein T-Shirt von der Band gehabt! Aber so kaufte ich nur – und endlich mal – ein T-Shirt von ASP.

Während der Abstinenz von Basislager und Bühne stand Anne Clark feat. herrB auf dieser. Laut @der_Karl müsste man ihr auch nicht auf der Bühne zusehen: Dort würde nichts großartig passieren und hören würde man sich ja ohnehin auf dem ganzen Gelände. Und das stimmte auch. Abgelenkt von anderen Dingen, vernahm man also doch mal ein paar Strophen und irgendwie klang das, was Anne Clark da spielte, auch nicht so uninteressant. Generell finde ich es interessant, dass mal – und schon seit langer Zeit – eine Frau als alleinige Frontfrau einer alternativen Band aktiv ist. Wo ich gelesen hatte, dass in manch ihrer Titel auch Folk-Elemente fließen würden, und auch so ihre Titel ganz interessant klangen, könnte ja mal die Möglichkeit bestehen, in ihre Alben reinzuhören.

Zurück im Basislager, schneite @Kopfkind_ dann mit dem Grund her, warum es kein Merchandise von Fields of the Nephilim gäbe: Das komplette Merchandise, sowie ein Teil ihres Equipments, wäre während des Lufthansa-Flugs verloren gegangen. Welch ein logistischer Segen! Man spekulierte, ob darunter der bereits nachfolgende Auftritt leiden könnte. Und so ging ich auch schon früh runter, um möglichst weit vorne stehen zu können. Während des Wartens trafen dann @der_Karl und @JeyAki aufeinander und während @der_Karl mal kurz verschwand, lernte ich, mit einem netten kleinen Plausch, dann @JeyAki kennen, die sogar dann fragte, ob man mich mit Twitter identifizieren könne. Twitter-Sympathiepunkte! Sie verschwand allerdings dann wieder, bevor es so langsam begann.

Fields of the Nephilim

Fields of the Nephilim

Der nachfolgende Auftritt war dann nämlich der von Fields of the Nephilim. Während des Soundchecks wurde lange das Schlagzeug eingestellt und getestet – vermutlich war ihr eigenes Opfer der Lufthansa-Logistik. Welche Setlist würden Fields of the Nephilim wohl spielen? Eher Mourning Sun oder eher die alten Alben? Wo ich die Band nun schon zum vierten Mal live sehen würde und sie zu meinen Lieblingsbands zähle. Natürlich durften nun auch nicht Personen fehlen, die sich vor einen drängeln. So beispielsweise eine Frau, die vermutlich die selbe war, die sich am gestrigen Tag mit einen Hechtsprung in die erste Reihe stürzte. @der_Karl kommentierte ihr gegenüber, dass hier gar kein Platz mehr gewesen wäre, wo sie mit beiden Händen auf das bisschen freien Platz vor uns zeigte und doch merkbar alkoholisiert sagte, da wäre ja genug Platz. Und so war man wieder bedient…

Beim Blick in den abgesperrten, linken Bereich der Bühne, konnte ich dann schon Bassist Tony Petitt wahrnehmen, sowie anscheinend auch Frontmann Carl McCoy direkt daneben. Und mit viel, sehr viel Nebel, legten Fields of the Nephilim dann los.

Im Detail erinnere ich mich nicht mehr an die genaue Setlist (und natürlich hat niemand sie online eingestellt), aber die Setlist war tatsächlich wieder an die alten Alben angelehnt. Bereits Moonchild als dritter Titel verhieß aber schon nur eine kleine Setlist – aber eigentlich klar für ein Festival, denn die Titel von Fields of the Nephilim sind eher schon mal so 7 Minuten und mehr lang. Mit Titeln, wie At the Gates of Silent Memory, ließ Carl McCoy das Publikum weiter in den Fields-Mythismus einsteigen. Dabei führen Fields of the Nephilim keinerlei Bühnenshow durch: Es reicht vollkommen, wenn Carl McCoy sich mit dem Rücken zum Publikum wendet, während er nicht singt und nur die Instrumente spielen, oder sich alternativ beim Singen in Nebel einlullt. Auch der Titel Psychonaut war in der Setlist vertreten, wo ich persönlich genau das T-Shirt von diesem Titel trug. Man hätte es ja ausziehen und zeigen können, aber das hätte dann doch nicht gepasst…

Fields of the Nephilim

Fields of the Nephilim

Mit Last Exit for the Lost endete dann schon die Setlist und während dieses tollen Titels, mit etwa 10 Minuten Länge, wirkte es so, als könne dieser Auftritt niemals enden. Dabei erlebte ich Carl McCoy so, wie ich ihn noch nie erlebte: Er versuchte an mehreren Stellen der Bühne, das Publikum zum Klatschen zu bewegen, was manche sowieso schon taten. Irgendwann schien er aber zu resignieren und grinste dabei – eine Emotion, die ich bei ihm auch noch nicht wahrgenommen hatte. Und so gab er dem Titel das Ende und ohne Zugabe verschwanden Fields of the Nephilim von der Bühne.

Ich vermute, dass sich Carl McCoy mehr vom Publikum erhofft hatte, wo ich mir allerdings keinen Vorwurf machen müsste, denn ich – sowie auch @der_Karl neben mir – unterstützten auch so die Fields. Aber ihre Praxis, gar keine Zugabe zu geben, war mir auch nicht neu. Trotz Allem war es großartig, Fields of the Nephilim wieder einmal live sehen zu können und sich quasi verzaubern zu lassen mit ihrem ganz eigenen Stil.

Wieder blieb ich direkt vorne für den Headliner des Tages: ASP. ASP, selber schon oftmals gehört und auch einmal bereits live gesehen, sollten dem Blackfield Festival also den Abschluss geben. ASP spielten dabei querbeet Titel von (vermutlich) allen ihren Alben. Da durften dann auch Klassiker, wie Werben oder Krabat nicht fehlen. Und wie das Publikum doch textsicher mitgesungen hätte während Krabat! Asp erzählte dann etwas von der Fracking-Situation in Deutschland, wie dies während der Fußball-WM im Bundestag vorbei gewinkt würde und ob man wolle, dass all die Landschaft um einen rum (konkret: der Nordsternpark) zerstört werden könnte. Ein Thema, welches man tatsächlich nicht so mitbekommen zu haben scheint, da alles voll von WM-Ergebnissen war und man auch nicht so die Zeit hat, sich mit allen neusten Nachrichten zu versorgen… Dabei verteilte Asp »Ich bin ein wahrer Satan«-T-Shirts und so folgte auch der Titel Ich bin ein wahrer Satan. Dabei setzten ASP auch Pyrotechnik ein: Es wurde zeitweilig vorne recht heiß und ansonsten war Ohrschutz bei den anderen pyrotechnischen Effekten ganz angenehm.

ASP

ASP

Auch Und wir tanzten (Ungeschickte Liebesbriefe) wirkte live wieder genial: Erst die ruhige Ballade und im Refrain das kontinuierliche Schreien! Vor dem Titel Rücken an Rücken bat Asp darum, dass sich alle umdrehen sollten und fragte rhetorisch, ob dies auch auf einem Festival funktionieren könne. Tatsächlich funktionierte dies, auch auf den Rängen, und so konnte man auch das zahlreiche schwarze Publikum auf den Rängen erhaschen. Nach viel klatschen und Tanz verschwanden ASP dann irgendwann kurz vor der Bühne, aber das Publikum war bereit zu brennen… So folgte als letzter Titel noch Ich will brennen. Schon während des Gesangs bemerkte man deutlich, dass das Publikum sowieso textsicher mitsingen würde. Am deutlichsten merkte man dies aber, als Asp den Vers »Ich will brennen« einmal ausließ und das vom Publikum her so klang, als hätte dieses sogar selbst einen Verstärker gehabt: Wow! Aber das, was VNV Nation am Vortag schaffte, konnte ASP nicht überbieten…

ASP

ASP

Ein Blick auf die Uhr verhieß aber wieder nichts Gutes und so verabschiedete ich mich schnell von @der_Karl – bis zum X. Amphi Festival im darauffolgenden Monat. Zu Recht, denn eine weitere Zugabe gab es tatsächlich nicht. So konnte ich also gerade noch das eigentliche Amphitheater verlassen, bevor sich das ganze schwarze Volk Richtung Ausgang bewegte und ein Durchkommen unmöglich gewesen wäre. Wieder auf dem Mittelaltermarkt, kaufte ich mir aber nun noch ein Rahmbrot, nachdem es anscheinend bereits keinen Flammkuchen mehr gab. Dabei erlaubte ich es mir, mit dem Verkäufer in mittelalterlich geschwollener Sprache zu sprechen, was ganz gut klappte. Und zum Abschied sagte er noch: »Bis zum nächsten Jahr«, was ich in dieser Lage zumindest nicht widersprach. Mit schnellem Schritt zum Parkplatz, da bereits schwarzes Volk ebenso auf dem Weg war, verspeiste ich dieses leckere Rahmbrot komplett, genau bei Ankunft am Parkhaus. Ich konnte es also noch: Das Hetzen…

Fazit vom Blackfield Festival

Mein drittes Festival und was für eine tolle Location: Nur eine Bühne, ausreichend Sitzmöglichkeiten, geile Location, tolles Sound-Ambiente in eben dieser Location und wenn man möglichst weit nach vorne wollte, musste man einfach nach dem letzten Act bereits zur Bühne gehen. Das Blackfield Festival hat mir somit gut gefallen. Einerseits wegen der Location, andererseits auch wegen den Acts: So waren meine persönlichen Highlights Saltatio Mortis, Schandmaul, The Beauty of Gemina, Fields of the Nephilim und ASP. Eigentlich war diese Liste so schon vorherbestimmt, aber nicht vorherbestimmt war, dass ich VNV Nation definitiv dazu zählen muss, so, wie ich ihren Auftritt am Samstag erlebt hatte!

Der RTL-Beitrag fiel auch ganz neutral aus. Ob ich allerdings beim Blackfield Festival 2015 dabei sein werde, das kann ich an dieser Stelle noch nicht schreiben. In erster Linie hängt dies nicht am – bisher sowieso unbekannten – Line-up ab, sondern primär daran, wer noch zu diesem Blackfield Festival fahren wird und an wen ich mich demnach anhängen könnte.