Zweiter Tag vom dreitägigen, 8. Blackfield Festival im Amphitheater Gelsenkirchen, dem der Freitag als erster Tag vorausging.

An diesem Tag war mir das übliche Ausschlafen doch irgendwie heilig, sodass von vornherein klar war, dass ich von den ersten Acts nichts mitbekommen würde. Die Acts She Past Away und .com/kill (ein Nebenprojekt von Diary of Dreams) galten dabei als ganz interessant, waren aber wegen der vorangeschrittenen Uhrzeit nicht mehr erreichbar. In meinem Kleiderschrank fehlte ein T-Shirt von Unzucht, und irgendwie gab auch kein anderes passendes. Daher wurde es einfach nochmal ein T-Shirt von Subway to Sally. Immerhin gab es heute keinen Berufsverkehr und so gab es auch keinerlei Stau, und auch kein benötigtes Sightseeing von Essen.

Auf Stellplatz 146 angekommen, ging es nach einem Viertel der Strecke erst einmal wieder ärgerlicherweise zurück zum Auto, da Ladekabel vergessen. Immerhin war es an diesem Tag auch viel kühler, als am Vortag. Vor dem Festivalgelände erfragte ich dann erst einmal die aktuelle Position von @der_Karl, und fragte mich dann, wer zur Hölle mir da zuwinken würde: @wonderinghow und @lilyxgd. Welch Zufälle wieder…

Die Kammer, als ursprüngliches Duo

Die Kammer, als ursprüngliches Duo

Der Positionsbeschreibung folgend, landete ich dann vor dieser kleinen Bühne in der Mitte des Festivalsgelände, wo eigentlich nie etwas ist. Und nun war dort etwas: Die Kammer, nur bestehend aus den beiden Gründungsmitgliedern. Die Kammer? Davon hatte man aber nirgends etwas gelesen. Tatsächlich, das war auch recht spontan: Auf ihrer Facebook-Seite betitelte Die Kammer den Auftritt auch als »Guerillia-Aktion«. So spielten sie da ihre akustische Musik, während der Pausen der Main Stage, und würden Pause um Pause mehr Leute anziehen. Ihre Leistung war sicher nicht schlecht, aber ich konnte bisher nicht so wirklich etwas mit ihrer Musik anfangen.

Auf der Tribüne platziert, standen mittlerweile Solar Fake auf der Bühne, welche auch viele Leute vor die Bühne bekommen konnten. Mir selber sagt die Band allerdings nicht so zu. Allerdings verleitete das Linkin Park-Cover One Step Closer zum genaueren Verfolgen, und so ging es auch dem restlichen, apathischen Publikum auf der Tribüne.

Unzucht

Unzucht

Danach ging es auch gleich runter zu Unzucht, und man stand weit vorne. Und man merkte, dass Unzucht auf einem immer weiter aufsteigendem Ast waren. Beim ersten Titel Der Untergang brauchte es nicht mal viel, und am Ende ertönten vom Publikum Hey-Rufe. Daran knüpfte dann direkt zum weiteren Anheizen der Titel Deine Zeit läuft ab. Dabei zeigte sich Frontmann Daniel Schulz, wie gewohnt, frech grinsend und immer wieder mit rausgestreckter Zunge.

Während Nur die Ewigkeit gab es dann eine Mini-Runde Crowdsurfing. Spätere, anspornende Hey-Rufe, übernahm Gitarrist Daniel De Clercq dann mit seiner E-Gitarre und spielte immer schneller, bis dann darauf tatsächlich Engel der Vernichtung folgte, wo dieser Titel eigentlich – bewertet nach Publikumsstimmung – in die Setlist auch reingehört, aber bei der letzten Tour gar nicht dabei war.

Unzucht – Frontmann Der Schulz beim Stagediving

Unzucht – Frontmann Der Schulz beim Stagediving

Mit Engel der Vernichtung – und insgesamt gerade einmal 10 Titeln –, verabschiedeten sich Unzucht dann schon wieder. Und während schon die Crew auf der Bühne abbaute, ertönten tatsächlich noch Zugabe-Rufe des Publikums, die aber natürlich – wegen des Zeitplans – ungehört bleiben mussten. Ein wirklich viel zu kurzer Auftritt. Aber Unzucht wären im Oktober wieder auf Tour, zum zweiten Teil ihrer Venus Luzifer-Tour.

Am Flammkuchen- und Rahmbrot-Stand herrschte wieder einmal gute Stimmung. Jedes Mal, wenn der Rahmbrot-Verkäufer Trinkgeld bekam, schrie er: »Und es gab Trinkgeld!«, und schlug eine Glocke, was vom vermeintlich verfeindeten Flammkuchen-Abteil bejubelt wurde. Das spornte natürlich dazu an, dass jeder dann Trinkgeld gab, so auch ich. Dieses köstliche Rahmbrot.

Zwischenzeitlich stand Mesh auf der Bühne, aber @der_Karl und ich überredeten uns gegenseitig, überteuerte Schokofrüchte zu kaufen, im Schatten zu sitzen (wie episch), und auch mal das Festival-T-Shirt zu kaufen. Zwar wollte ich auch endlich mal ein T-Shirt von Unzucht habe, aber das einzige, was dort zur Auswahl stand, sagte mir nicht zu.

Deine Lakaien

Deine Lakaien

Ich folgte @der_Karl dann zu Deine Lakaien, vor die Bühne, und dem schlichten Bühnenbild. Obwohl weit oben auf dem Festival-Poster platziert, standen eher wenig Leute vor der Bühne. Dafür fingen die meisten Leute vorne direkt von Anfang an zu tanzen an. Ich hatte bisher nur mal ein paar wenige Titel von Deine Lakaien gehört, während ich beim zuletzt genannten Twitterer zur Eisheiligen Nacht 2014 zu Besuch war.

Während des Auftritts gewann ich den Eindruck, dass die Musik von Deine Lakaien zum Versinken, Gehenlassen und Tanzen geradezu einlädt. Es fehlten rockige Elemente, die einen normalerweise aufreißen würden, oder auch zum Klatschen animieren würden, während Klatschen gerade mal nach dem Ende eines Titels getätigt wurde.

Sänger Alexander Veljanov – mit seiner auffälligen Frisur – erzeugte dabei mit seiner dunklen Stimme, und seiner ständig aufgesetzten Sonnenbrille, auch ein wenig Mystik. Diese rückte er sich manchmal auch auf die Nasenspitze – oder zog sie auch mal ganz aus –, womit man seinen Blick ins Publikum auch mal verfolgen konnte, was wohl eine gewisse Nähe herstellte. Obwohl ich immer eher reserviert gegenüber unbekannten Bands bin, war ich doch positiv überrascht von Deine Lakaien. Ich gewann aber auch schon zuvor Eindruck, dass man die Musik dieser Band entweder mag oder nicht.

Eisbrecher

Eisbrecher

Eigentlich nahm ich dann auf der Tribüne wieder Platz, aber da @Bongotrommel runterging, folgte ich ihm dann doch. Nun kam nämlich der Headliner Eisbrecher und wenn es mir zu eng werden würde, hätte ich ja ohnehin jederzeit gehen können. Dafür standen wir dann recht weit vorne und nun war auch dieses unliebsame Gedränge da, aber dieses war doch nicht ganz so stark. Die Bühne präsentierte sich dabei auch als am imposantesten am heutigen Tage. Und da war ein Eisbär-Stofftier auf der Bühne. Ein Eisbär-Stofftier!

Frontmann Alexx Wesselsky trat dann mit Fernrohr auf die Bühne und schaute erst mal durch dieses das Publikum an, und eröffnete dann das Set mit Volle Kraft voraus. Beim zweiten Titel So oder so senke sich dann der schwarze Vorhang beim hinteren Teil der Bühne, was bisher bei keinem Act der Fall war, und durch die Gitter wurde der Rhein-Herne-Kanal nun auch rund um die Bühne sichtbar, während es immer dunkler wurde.

Beim dritten Titel Antikörper warf Alexx dann einer Person aus dem Publikum eine Flasche zu. Die Person schaute allerdings gerade auf ihr Smartphone und Alexx traf demnach den Kopf. Was man nicht so alles auf Festivals erlebt. Zu Amok trommelten dann wieder einmal alle übrigen Bandmitglieder auf Fässern zum Bass, anstatt ihre eigentlichen Instrumente zu spielen. Schon die ersten Töne von Leider sorgten für Jubel vom Publikum und hier konnte man auch deutlich das Publikum wahrnehmen.

Das gefüllte Amphitheater während Eisbrecher

Das gefüllte Amphitheater während Eisbrecher

Danach war man sich bei Eisbrecher anscheinend uneins, welcher Titel kommen müsste. Alexx machte eine Anspielung auf rote Sonnenbrände – die tatsächlich zuhauf im Publikum zu finden waren – und wollte eigentlich Rot wie die Liebe anstimmen, aber die übrigen Bandmitglieder fingen an, Prototyp zu spielen. Nach Prototyp allerdings, folgte dann auch direkt, und ohne Pause fürs Klatschen, Rot wie die Liebe. Während dieses »ruhigeren« Titels machte ich mich dann auch mal auf dem Weg zur Tribüne, denn mittlerweile war @Bongotrommel verschwunden und ich stand »alleine« da. Da fand ich also @wonderinghow im Publikum, vertrieb die ihr unliebsame Person neben ihr, und nahm den Platz neben ihr ein.

Kurz vor der ersten Zugabe dann, spielten Alexx und Noel Pix ein wenig Pokémon-Titelmelodie, denn immerhin hatten sie da damals gemeinsam ein paar Lieder für Pokémon erstellt. Früher hatte ich irgendwie nie so recht glauben können, dass die Openings von ihnen stammten; jetzt hatte man sogar auch mal einen Live-Beweis. Und vor der ersten Zugabe ertönte dann noch This is Deutsch. Bei diesem Titel blieben die Stickstoff-Säulen gefühlt nicht stehen, das Publikum aber auch nicht. Die Kühle war bis zur Tribüne spürbar; und im Publikum konnte ich sogar einen der fliegenden Bierhänder sehen, der total abfeierte.

Eisbrecher

Eisbrecher

Mit zwei Eispickeln das Publikum zum Klatschen angefeuert, folgten dann noch Eiszeit, Verrückt und Miststück. Vor allem bei letzterem Titel merkte man, wie das Publikum – inklusive kompletter Tribüne – aktiv wurde, deutlich hörbar war, und die Arme bei den Silben »Mist-« und »-stück« erhob. Immerhin war das ja auch ein sehr bekannter Titel, wenn auch eigentlich nun als Cover, von Megaherz.

Nach einem langem Miststück-Outro folgte als zweite Zugabe dann noch Schlachtbank, als letzter Titel. Eisbrecher hatten sich mal wieder passend zu ihrem Namen in Szene gesetzt und mit einer Setlist, bestehend aus 16 Titeln (überwiegend aus dem Schock-Album), das Amphitheater Gelsenkirchen gerockt. Am Ende wurden dann sogar noch Eisbär-Stofftiere ins Publikum geworfen. Und so endete dann auch der zweite Tag des Blackfield Festivals.

Im Parkhaus stellte man dann noch fest, dass das eigene Auto genau gegenüber dem von @wonderinghow stand – welch komischer Zufall. Vielleicht waren sogar eigentlich Die Kammer Headliner dieses Tages, da sie anscheinend in jeder Pause spielten und, als Eisbrecher auf die Bühne traten, einfach weiterspielten.

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